ASV Raiffeisen Linz: Auf der Erfolgswelle

EM-Medaillen, Olympia-Qalifikationen, Meister-Titel – hinter den Schwimmern des ASV Raiffeisen Linz liegt eines der erfolgreichsten Jahre der Vereins­geschichte. Obmann Paul Richer erklärt, warum man in Oberösterreich derzeit auf einer Welle des Erfolgs schwimmt.

Bernhard Reitshammer bei den Kurzbahneuropameisterschaften im Schwimmen 2023 in Otopeni in Rumänien. Im 100 Meter Lagenschwimmen konnte er den ersten Platz belegen.
Bernhard Reitshammer bei den Kurzbahneuropameisterschaften im Schwimmen 2023 in Otopeni in Rumänien. Im 100 Meter Lagenschwimmen konnte er den ersten Platz belegen. © GEPA pictures/Johannes Friedl

Paul Richer weiß, worauf es ankommt, um ein erfolgreicher Sportler zu sein. Der 44-Jährige, im Brotberuf Direktor der „Oberösterreichische Versicherung AG“, war selbst erfolgreicher Langstrecken-Schwimmer und leitet seit zwei Jahren den ASV Raiffeisen Linz als Obmann. Und konnte sich in dieser Funktion zuletzt über viele Erfolge freuen.

Gibt es einen Erfolg der letzten Monate, der herausragt?
Paul Richer: Die Ergebnisse bei der Kurzbahn-EM im Dezember in Rumänien, bei der Bernhard Reitshammer (Anm.: Gold über 100 Meter Lagen) und Lena Kreundl (Bronze über 200 Meter Lagen) so erfolgreich waren, sind schon sensationell für den österreichischen Schwimmsport und auch für den ASV Linz. Das war wie das Tüpfelchen auf dem i einer sehr erfolgreichen Saison. Dazu kommen mit Simon Bucher und Martin Espernberger noch zwei Delfin-Schwimmer, die sich fix für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert haben, das ist großartig. Ich hoffe, dass es bei den Mannschafts-Meisterschaften am kommenden Wochenende in Telfs gleich mit zwei Titeln weitergeht und auch 2024 mit tollen Erfolgen beginnt.

Die angesprochenen Bernhard Reitshammer und Lena Kreundl sind Ausnahme-Talente. Was macht die beiden aus, sportlich wie menschlich?
Richer: Sie sind extrem ehrgeizig, sehr fokussiert auf den Schwimmsport. Und dabei total auf dem Boden geblieben. Das sieht man im Vereinsleben, sie sind beide Sportler zum Angreifen. Unsere Nachwuchs-Athleten können sich an ihnen orientieren. Es ist schon toll, wenn man solche Idole im Verein hat. Bernhard hat bei der WM in Doha im Februar die Chance, sich als nächster für Olympia zu qualifizieren, auch bei Lena hoffe ich, dass sie noch auf den Zug aufspringen kann, auch wenn es nicht einfach wird.

Sie haben Martin Espernberger angesprochen, der mit 20 Jahren noch sehr jung ist und den nur Wenige auf der Rechnung hatten. 
Richer: Die Art und Weise, wie er sich über die 200 Meter Delfin qualifiziert hat, war beeindruckend. Er hatte die Norm bereits erfüllt, allerdings bei einem Meeting, das nicht zur Qualifikation gehörte. Und dann hat er diese Leistung zwei Wochen später einfach nochmal wiederholt und bestätigt. Das zeugt von mentaler Stärke. Ein riesiges Talent. Er ist seit gut einem Jahr in Tennessee und nutzt dort alle Vorteile, die man an einer US-Uni als Sportler haben kann.

Wenn mindestens zwei vielleicht auch drei oder vier ASV-Sportler zu Olympia reisen – hofft man da insgeheim auf eine Medaille oder wäre eine Final-Teilnahme schon toll?
Richer: Wie Sie sagen: Ein Finale wäre toll! Aber: In einem Finale kann immer alles passieren. Das ist nicht kalkulierbar. Wenn man es unter die besten Acht geschafft hat, die Euphorie und das Besondere der Spiele inhaliert, dann ist prinzipiell alles möglich. Klar hofft man auf so etwas, aber es wäre eine riesige Sensation.

Es gab ja bereits einige ASV-Athleten bei Olympia …
Richer: Stimmt! Es fing schon 1960 mit Helmut Ilk an, der danach mehr als 40 Jahre mein Vorgänger als Obmann war. Vera Lischka, Jördis Steinegger, Lisa Zeiser, Nina Dittrich, Lena Kreundl sowie 2021 in Tokio Bernhard Reitshammer und Simon Bucher – sie alle haben es von Linz aus zu den Spielen geschafft. 

Bei den jüngsten Staatsmeisterschaften haben die Linzer 19 Gold-, sechs Silber- und zwei Bronzemedaillen geholt. Klingt nach einer Wahnsinns-Ausbeute – oder haben Sie damit gerechnet?
Richer: (lacht) Ich würde sagen: beides! Die Zahl ist natürlich einer Vielzahl an Bewerben geschuldet, wenn man dann so viele starke Schwimmer am Start hat wie wir, kann es zu solch einer Ausbeute kommen. Trotzdem waren die Wettkämpfe in Kapfenberg für unseren Verein ein Highlight. Was mich darüber hinaus stolz macht: Wir haben aktuell fünf Schwimmer in der österreichischen Nationalmannschaft. Daran sieht man, dass wir als Verein sehr breit aufgestellt sind.

ASV Raiffeisen Linz Obmann Paul Richer mit seinem Vorgänger Helmut Ilk
ASV Raiffeisen Linz Obmann Paul Richer mit seinem Vorgänger Helmut Ilk © ASV Linz

Sie sind seit fast zwei Jahren als Obmann im Amt und waren vorher Stellvertreter. War es für Sie logisch, die Funktion zu übernehmen?
Richer: Nachdem ich lange Zeit aktiv für den Verein geschwommen bin, war für mich immer klar, dass ich ihm etwas zurückgeben möchte und mich ehrenamtlich zur Verfügung stelle. Das hat sich im Vorfeld der Neube-setzung dann auch so herauskristallisiert. Ich habe den Posten gerne übernommen, wohlwissend, dass es mit sehr viel Arbeit verbunden ist. Ich bin aber auch sehr stolz auf die Erfolge, die wir in den letzten zwei Jahren zu verzeichnen hatten.

Und das neben dem Beruf als Direktor der „Oberösterreichische Versicherung AG“. Klingt nach herausforderndem Zeit-Management.
Richer: Das ist sicher so. Der Schwimmsport ist bei uns in der Familie allerdings vorgegeben. Mein Vater ist Präsident des oberösterreichischen Landes-Schwimmverbandes. Meine Lebensgefährtin arbeitet als Mental-Trainerin in unserem Verein, auch mein neunjähriger Sohn schwimmt mittlerweile auf Wettkampf-Niveau. Sie sehen: Das Thema ist sehr präsent in unserer Familie.

Wie wichtig ist es, dass Sie selbst aktiver Leistungssportler waren, um die Sorgen und Nöte Ihrer Athleten besser nachvollziehen zu können? Immerhin waren Sie mehrfacher Landes- und Staatsmeister.
Richer: Wenn man die Strukturen in- und auswendig kennt und weiß, wie anstrengend das Training sein kann, ist es sicher kein Nachteil. Dazu kommt, dass ich nachvollziehen kann, dass nicht immer alles rundläuft und man auch mal mit einer Niederlage umgehen muss. Jeder, der Leistungssport treibt, kann dadurch für sein Leben nur gewinnen.

Was macht für Sie die Faszination Schwimmsport aus? Viele sprechen ja etwas ironisch vom „Kacheln zählen“…
Richer: Dass es lustigere Sportarten gibt, bei denen man sich mehr austauschen kann, ist unbestritten. Beim Schwimmen ist man viel mit sich selbst beschäftigt. Das macht es am Ende des Tages aber auch aus. Man ist total auf ein Ziel fokussiert und weiß genau, dass man es nur mit seiner eigenen Leistung erreichen kann. Wenn man das schafft und in den berühmten Flow kommt, werden ungeahnte Glücksgefühle ausgeschüttet und man wird für die harte Arbeit belohnt. Und wer schon mal im Süden in einem 50-Meter-Becken unter freiem Himmel geschwommen ist, weiß, dass es auch vom Erlebnis her eine wunderschöne Sportart sein kann.

Der Verein firmiert als ASV Raiffeisen Linz. Seit wann ist das Giebelkreuz Teil des Klubs?
Richer: Das fing schon an, als ich noch aktiver Schwimmer war. Die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich ist ein langjähriger verlässlicher Partner, der unabdingbar ist, um einen solchen Trainingsbetrieb aufrechterhalten zu können. Auf solche Partnerschaften sind wir natürlich stolz. Deswegen haben wir diesen Sponsor auch in unseren Vereinsnamen aufgenommen.