Raiffeisen Steiermark stärkt Position als regionaler Anker

Die Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark hat im Geschäftsjahr 2023 ihren Kundenstock und somit ihre Marktanteile ausgebaut. Für heuer wird ein „Comeback der Investitionen“ erwartet.

Der Vorstand der RLB Steiermark, Rainer Stelzer, Ariane Pfleger, Martin Schaller und Florian Stryeck, präsentieren die Ergebnisse 2023 der Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark.
Der Vorstand der RLB Steiermark, Rainer Stelzer, Ariane Pfleger, Martin Schaller und Florian Stryeck, präsentieren die Ergebnisse 2023 der Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark. © RLB Steiermark/Photoworkers

Das Aprilwetter mit starken Temperaturschwankungen in relativ kurzer Zeit sei ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklungen des Vorjahres, zieht Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank Steiermark einen Vergleich. Für wechselhafte Bedingungen sei man aber „gut aufgestellt und gut eingestellt“, das bestätigen auch die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Die RLB Steiermark hat im Vorjahr ein Konzernergebnis von 345,1 Mio. Euro erwirtschaftet, nach 78,4 Mio. Euro im Jahr davor. Ausschlaggebend für den deutlichen Zuwachs ist zum einen der Zinsüberschuss, der von 151,2 auf 176,6 Mio. Euro zugelegt hat. „Mit dem operativen Geschäft sind wir sehr zufrieden“, so Schaller. Zusätzlich schlägt sich die Bewertung der Raiffeisen Bank International (RBI) im Jahr 2023 positiv zu Buche. Die Eigenmittelquote ist um 2,6 Prozentpunkte auf 21,6 Prozent gestiegen, das ist doppelt so hoch als gesetzlich gefordert. 

Auch die Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark konnte ihr Betriebsergebnis aufgrund der Zinsentwicklungen von 419 auf 662 Mio. Euro steigern. Mit einer gestiegenen Eigenmittelquote auf 24,9 Prozent übertrifft man die gesetzlich geforderten 10,5 Prozent ebenfalls deutlich. „Die hervorragende Quote ist der Lohn für eine langfristige und umsichtige Geschäftspolitik“, erklärt Schaller. 

Mehr Kundenbeziehungen

Jeder zweite Steirer ist Kunde bei Raiffeisen. Im Vorjahr konnte man 2.257 neue Firmenkunden und 21.108 neue Privatkunden gewinnen, damit betreut die Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark nun insgesamt rund 840.000 Kunden. Einen klaren Anstieg gibt es mit 4,5 Prozent auch bei den Online-Banking-Nutzern, die Anzahl ist auf 388.000 gestiegen. 

Im Vorjahr sind auch die gemanagten Kundengelder um 2,4 Prozent auf 52,8 Mrd. Euro gestiegen. Auf der Anlagenseite weist man 28 Mrd. Euro Kundenvermögen auf, das ist um eine Mrd. Euro mehr als im Jahr davor. 

„Die Kreditnachfrage war hingegen eine überschaubare Größe“, berichtet Schaller. Die Nachfrage nach klassischen Finanzierungen sei um 37 Prozent geringer gewesen. Insgesamt hat Raiffeisen Steiermark im Vorjahr 2,6 Mrd. Euro an neuen Finanzierungen ermöglicht, das „sind rund 10,5 Mio. Euro frisches Geld täglich“, rechnet Marktvorstand Rainer Stelzer vor. In Summe ist das Volumen der Finanzierungen um 0,9 Prozent auf 24,8 Mrd. Euro gestiegen. „Für das zweite Halbjahr 2024 erwarten wir ein Comeback der Investitionen“, so Stelzer. Die Prognose stützt sich auf erwartete Zinssenkungen der EZB und die Umsetzung des Wohnbaupakets der österreichischen Regierung. 

Rückläufige Überfälligkeit

Ähnlich optimistisch blickt auch Risikovorstand Florian Stryeck in die Zukunft: „Wir sehen wieder eine Aufhellung: Die Überfälligkeit geht wieder zurück.“ Auch das engmaschige Risiko-Monitoring zeige ein sehr gutes Bild. Der Anteil der notleidenden Kredite ist zwar im Vorjahr auf 2,75 Prozent gestiegen, das sei ein Abbild der wirtschaftlichen Entwicklung, aber noch immer ein sehr niedriges Niveau. Konkret haben 98 Prozent der Kreditvolumina von Privatkunden und 97 Prozent von Firmenkunden sehr gute, gute oder ausreichende Bonität. Für die notleidenden Kredite habe man zu 97,9 Prozent (Coverage-Ratio) vorgesorgt. Sorgen bei den Firmenkunden bereiten aktuell der Handel, das Gastgewerbe und das Wohnwesen. 

Nachhaltiger Vorreiter

Ein Schwerpunkt im Vorjahr war auch die Weiterentwicklung der nachhaltigen Strategie. „Nachhaltigkeit ist mittlerweile in der gesamten Bank angekommen und durchdringt das Kerngeschäft. Wir wollen auch Vorreiter in diesem Bereich sein, daher gehen unsere Bemühungen weit über die Regulatorik hinaus“, erklärt die zuständige Transformations-Vorstandsdirektorin Ariane Pfleger. 60 Prozent des Fondsvolumens bei Raiffeisen Steiermark sind mittlerweile nachhaltig veranlagt; bei neuen Fondssparverträgen liegt der Anteil sogar bei 80 Prozent. Man arbeite auch an neuen grünen Produkten, so soll ab Herbst 2024 ein grünes Spar- und Girokonto auf den Markt kommen. Auch auf die ESG-Beratung für Firmenkunden wird ein verstärktes Augenmerk gelegt. 

In der gesamthaften Betrachtung spielt Nachhaltigkeit auch im Bereich Beyond Banking eine große Rolle. Dabei geht es um die Unterstützung von Energiegenossenschaften, von denen mittlerweile acht gegründet worden sind. Für die nachhaltigen Bemühungen auch innerhalb der Bank hat die RLB Steiermark 2023 das Prime-Rating von ISS ESG. „Wir gehören zu den Top-10-Prozent der 274 weltweit von ISS ESG gerateten Regionalbanken, darauf sind wir sehr stolz“, freut sich Pfleger. 

Hohe Wertschöpfung

Neben dem ökologischen Fußabdruck wird in der Steiermark auch für den sozialen Fußabdruck viel unternommen. „Alles aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen“, erklärt Martin Schaller. Erwähnt sei hier beispielsweise der Sozialfonds „Wir hilft“, der gemeinsam mit der Caritas für von Armut bedrohte Menschen seit 2022 rund 240.000 Euro zur Verfügung gestellt hat

„Aber ohne die Ökonomie kann man sozial nichts weiterentwickeln“, stellt Schaller klar. Den ökonomischen Fußabdruck von Raiffeisen Steiermark hat das Economica Institut in einem Wertschöpfungsbericht zusammengefasst. So liegt der gesamtwirtschaftliche Beitrag von Raiffeisen Steiermark bei 261 Mio. Euro, 76 Prozent davon werden direkt in der Steiermark wirksam. Raiffeisen Steiermark schafft und sichert beinahe 6.000 Arbeitsplätze und der fiskalische Beitrag beläuft sich bei 269 Mio. Euro. „Wir sind eine starke regionale Bankengruppe, nicht nur als Partner der steirischen Wirtschaft, sondern leisten auch selbst einen messbaren wirtschaftlichen Mehrwert“, unterstreicht Schaller. 

Vorsichtiger Optimismus

Der Ausblick auf das Jahr 2024 fällt für den Generaldirektor positiv aus: „Die Kunden haben sich gut auf die wechselhaften Bedingungen einstellen können.“ Laut Schaller sei Österreich gerade dabei, die Talsohle zu durchschreiten und Mitte des Jahres sollte es mit der Konjunktur wieder aufwärtsgehen: „Wir haben dafür die besten Voraussetzungen geschaffen, aber es braucht auch die passenden Rahmenbedingungen.“

Neben den EZB-Zinssenkungen erwartet Schaller positive Effekte von dem geplanten Wohnbaupaket. Momentan sorge die Ankündigung des Förderpakets jedoch zusätzlich für einen Stillstand im Wohnbau. In dieser Warteposition seien die Wohnbaufinanzierungen um 53 Prozent eingebrochen, aber wie Schaller abschließend betont: „Stimmung ist bekanntlich die halbe Konjunktur. Wir brauchen Optimismus.“