Elevator Ventures: „Wir haben viel Kraft, um Start-ups zu unterstützen“ 

Seit fünf Jahren investiert Elevator Ventures in junge, kreative Unternehmen, um Rendite zu erzielen und Innovation in das Raiffeisennetzwerk zu bringen. Wie gut das gelingt, erklärt Maximilian Schausberger, Geschäftsführer von Elevator Ventures, beim zweiten Portfolio & Investor Day.

Welche Idee steckt hinter dem „Elevator Venture Portfolio & Investor Day“?
Maximilian Schausberger: Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist neben dem Investment in Start-ups, dass wir deren Geschäftsentwicklung unterstützen. Dazu ist es wichtig, die richtigen Kontakte herzustellen – einerseits zwischen den Unternehmen, in die wir investiert sind, aber auch mit unserem Netzwerk bei Raiffeisen. Wir sind sehr froh, dass heute Kollegen der Raiffeisen Bank International, der Raiffeisen-Landesbank Steiermark und der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien da sind, aber auch weitere Kollegen aus dem Raiff­eisennetz und anderen Venture-Capital-Fonds aus Österreich und den umliegenden Ländern. Das sind ganz wichtige Kontakte für unsere Unternehmen und die können wir an so einem Tag sehr effizient bündeln. 

So ein Tag bietet auch Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Heuer wurde der zweite Elevator-Ventures-Fonds aufgelegt, bei dem 70 Millionen Euro zusammengekommen sind, von RBI, Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und RLB Steiermark. Wie wichtig war dieser zweite Schritt?
Schausberger: Dieser Fonds garantiert, dass wir unsere Strategie, die wir seit 2019 haben, weiter verfolgen können. Im ersten Durchgang waren es 50 Millionen Euro von der Raiffeisen Bank International, die wir in 15 Unternehmen investiert haben. Mit dem zweiten Durchgang können wir weiter in die Wachstumsphase von Fintechs und Start-ups in der Region Österreich und Zentral- und Osteuropa investieren. Wir sind jetzt der erste österreichische Unternehmens-Venture-Capital-Fonds mit mehreren Investoren, das gibt uns noch mehr Kraft aus dem Netzwerk heraus, um unsere Start-ups zu unterstützen. 

Hat dieser Fonds schon in erste Start-ups investiert?
Schausberger: Wir haben bereits das erste Investment in das Unternehmen Klim gemacht, bei dem es um die grüne Transformation der Nahrungsmittelproduktion geht. Wir haben bereits ein weiteres Investment unterzeichnet, bei dem das Closing noch aussteht. Bei zwei weiteren sehr aussichtsreichen Kandidaten werden wir vielleicht sogar noch in diesem Jahr investieren. 

Welche Kriterien müssen die Start-ups erfüllen, damit Elevator Ventures einsteigt? 
Schausberger: Wir schauen uns ein Unternehmen allumfassend an, bevor wir investieren. Wichtige Kriterien sind das Team, das Produkt, das Marktpotenzial und die Technologie. Wir überlegen uns aber auch immer sehr genau, ob wir dem Unternehmen über das reine Geldinvestment hinaus bei seiner Produkt- und Geschäftsentwicklung helfen können.

Die meisten Ihrer Start-ups sind deshalb auch im Bank- und im Agrarbereich?
Schausberger: Ja, das ist nicht ganz zufällig. Wir schauen uns aber auch in anderen Industrien Unternehmen an, denn oft spielen auch dort Finanzdienstleistungen eine Rolle. Gerade im Bereich Logistik, Mobilität oder Energie sind Unternehmen interessiert, uns als Investor hereinzuholen, weil sie Finanzdienstleistungen als wichtigen Teil ihres Geschäftsmodells sehen. 

Wie viel Geld wird in einzelne Start-ups investiert? 
Schausberger: Wir starten mit einer Investition von 1 bis 3 Millionen Euro. Im Lebenszyklus eines solchen Unternehmens gibt es aber oft Folgerunden, die es braucht, um das Unternehmen bis zu einem sogenannten Exit – also entweder Börsengang oder Verkauf – zu bringen. Für diese Folgerunden werden weitere Gelder reserviert. Unser Investitionsziel liegt bei drei, vier Investments pro Jahr. Wir wollen ein Portfolio von um die 15 Unternehmen aufbauen, die sich über unser Netzwerk gegenseitig unterstützen und wo wir auch unsere Investoren der Raiffeisengruppe unterstützen können.

Momentan sind 12 Firmen im Portfolio von Elevator Ventures. Wie zufrieden sind Sie mit deren Entwicklung?
Schausberger: Die Start-ups haben in den vergangenen Jahren alle gezeigt, dass sie ihre Kostenbasis unter Kontrolle haben und mit ihrem Geschäftsmodell in Richtung Profitabilität gehen. All unseren Unternehmen ist es gelungen, weiterzuwachsen, neue Kunden zu gewinnen und in neue Märkte zu expandieren. Wir sind also sehr zufrieden. 

Maximilian Schausberger
Maximilian Schausberger © Gerry Mayer-Rohrmoser

Hatte man seit 2019 nur Glücksgriffe oder gab es auch Ausfälle?
Schausberger: Wir hatten noch keine Ausfälle.

Vier Beteiligungen hat man seit 2019 auch wieder verkauft. 
Schausberger: Ja, auch heuer haben wir ein Unternehmen verkauft. Das war eine österreichische Shared-Mobility-Lösung, die an einen größeren Konkurrenten in Deutschland verkauft wurde.

Woran misst sich der Erfolg bei Elevator Ventures?
Schausberger: Wir wollen natürlich primär eine Rendite für das investierte Kapital erzielen. Aber es gibt auch viele positive Nebeneffekte: Wir generieren Jobs in der Region. Wir generieren potenzielle Partner oder Kunden für unsere Investoren. Wir generieren auch ein Umfeld rund um die Bank mit Technologieunternehmen, die an der Zukunft, an neuen Produkten und Dienstleistungen arbeiten. 

Wie ist generell die aktuelle Lage in der Start-up-Szene? Sind die Investoren in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten zurückhaltend?
Schausberger: Die Jahre 2020 und 2021 waren positive Ausnahmejahre, was die Anzahl an Investments und die Höhe betrifft. In den vergangenen zwei Jahren ist die Investorentätigkeit wieder zur Normalität zurückgekehrt. Dadurch haben viele Start-ups mehr Fokus auf Geschäftsmodell-Profitabilität und nachhaltiges Wachstum gelegt – mit Erfolg. 

Gibt es genügend neue Start-ups, in die man investieren kann, oder ist der Start-up-Boom vorbei?
Schausberger: Wir sehen sehr viele Start-ups, vor allem in den Themen rund um die Grüne Transformation, Cybersecurity und Vermögensverwaltung. Das sind momentan Themen, wo wir neue, junge Unternehmen am Markt sehen und an denen wir auch sehr interessiert sind.

Welche Erwartungen haben Sie an das kommende Jahr? Welche Pläne stehen als Nächstes an?
Schausberger: 2025 wird ein Jahr, in dem wir weiter neue Investments machen werden, in dem aber auch unsere Bestandsunternehmen weiter wachsen und neue Finanzierungsrunden aufstellen wollen. Es deutet momentan viel darauf hin, dass 2025 für den Start-up-Markt wieder ein besseres Jahr wird. 

AusgabeRZ48-2024

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