Lebensmittel retten

Fünf einfache Maßnahmen könnten die Verschwendung von Lebensmitteln deutlich reduzieren.

Etwa 40 Prozent der weltweit produzierten Nahrungsmittel werden nie gegessen. Dabei wird weitaus mehr verschwendet als das fertige Produkt. Alle Ressourcen, die für die Bereitstellung dieses Lebensmittels investiert werden, vom Anbau über den Transport bis hin zur Lagerung und Zubereitung, wandern mit in die Tonne. „Diese Verschwendung von Energie, Land, Wasser und menschlicher Arbeitskraft trifft uns auf einer ökologischen, aber auch auf einer gesellschaftlichen Ebene“, so Dominik Heizmann, Experte für nachhaltige Ernährung und Lebensmittelverschwendung des WWF Österreich. Lebensmittelverschwendung verschärfe damit Krisen wie die Klimakrise, die Übernutzung der Ökosysteme, das Artensterben und die Lebensmittelkrise. Lebensmittelverschwendung ist für etwa zehn Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich. „Wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, würde es mit den drittmeisten Treibhausgasemissionen direkt hinter China und den USA stehen“, so Heizmann. 

Global und persönlich

Allein in Österreich wird mindestens eine Million Tonnen Lebensmittel pro Jahr unnötig entsorgt. Und das nicht nur in Supermärkten oder im eigenen Heim, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Große Verluste entstehen bereits in der Landwirtschaft, denn entspricht Obst und Gemüse nicht den exakten Normen des Handels, werden die Produkte auch nicht angenommen. 

Der Handel selbst trägt mit 90.000 Tonnen zur Lebensmittelverschwendung bei. In der Produktion sind es 120.000 Tonnen. In der Außer-Haus-Verpflegung, beispielsweise in Kantinen oder Restaurants, sind es sogar 175.000 Tonnen. Die größte Menge an Lebensmittel wird jedoch in den eigenen Haushalten verschwendet. Durch mangelndes Wissen über richtige Zubereitung, Haltbarkeit und Lagerung landet in Österreichs Haushalten jährlich eine halbe Million Tonnen Lebensmittel im Müll. „Dabei können wir nur gewinnen, wenn wir achtsamer mit unseren Lebensmitteln umgehen“, erklärt der Experte. Mehr als 800 Euro pro Haushalt und Jahr könnte man so einsparen.

Fünf präventive Maßnahmen

Auf Basis der Erfahrungen anderer Ländern präsentieren WWF Österreich und Too Good To Go einen Maßnahmenplan bestehend aus fünf Punkten, die in Österreich helfen würden, Lebensmittelverschwendung durch die Gesetzgebung zu reduzieren. So wird erstens eine verbesserte Datenlage in allen Bereichen sowie eine öffentliche Berichtspflicht für große Unternehmen im Lebensmittelsektor gefordert. Unternehmen sollen dabei jedoch nicht nur angeben, wie viele Lebensmittel verschwendet werden, sondern auch jene Maßnahmen bekanntgeben, die gesetzt werden, um dies zu vermeiden. Zweitens sollen rechtlich verbindliche Reduktionsziele für alle Sektoren der Wertschöpfungskette beschlossen werden. Als dritter Punkt wird eine klare Hierarchie für den Umgang mit Lebensmittelüberschüssen festgelegt, wie sie bereits in Frankreich etabliert ist. Weiters sollen Lebensmittelspenden durch steuerliche Anreize und die Klärung der Haftungsfrage gefördert werden. „Wegwerfen muss der teuerste Umgang mit überschüssigen Lebensmitteln werden“, so Theo Koch, Public Affairs Manager von Too Good To Go Österreich. Zuletzt wird gefordert, den Umgang mit Lebensmitteln in den Schulunterricht einfließen zu lassen.

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