Sicher durch unsichere Zeiten

Die Raiffeisenlandesbank Burgenland zog trotz der mannigfaltigen Herausforderungen eine positive Bilanz über das turbulente Geschäftsjahr 2022.

Die Raiffeisenlandesbank Burgenland zog über das außergewöhnliche Geschäftsjahr 2022, das vor allem vom Ukraine-Krieg und seinen wirtschaftlichen Folgen geprägt war, eine positive Bilanz. „Gemeinsam mit unseren Kunden sind wir gut durch das schwierige Jahr 2022 gekommen“, erklärte RLB-Generaldirektor Rudolf Könighofer. Das Betriebsergebnis ging im Vorjahr um 38,33 Prozent im Jahresvergleich auf 20,08 Mio. Euro zurück, vor allem weil die Dividende der Raiffeisen Bank International (RBI) ausblieb. Für das Geschäftsjahr 2021 hatte die RBI knapp 12 Mio. Euro an die RLB Burgenland ausgeschüttet, erinnerte Generaldirektor-Stellvertreterin Eva Fugger. Grundsätzlich sei eine RBI-Ausschüttung nach wie vor möglich. „In unseren Plänen rechnen wir mit ihr nicht. Sollte sie kommen, wären wir sehr froh“, ergänzte Könighofer. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) der RLB Burgenland legte 2022 um 22,5 Prozent auf 15,78 Mio. Euro zu. Unterm Strich ging der Jahresüberschuss von 16,27 Mio. auf 2,88 Mio. Euro deutlich zurück, während die Bilanzsumme um 5,8 Prozent auf 4,73 Mrd. Euro ausgebaut wurde.

Angesichts des Ausfalls der RBI-Dividende zeigte sich Könighofer insgesamt „sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis. Für das laufende Jahr 2023 erwartet der Generaldirektor eine Fortsetzung „der guten Geschäftsentwicklung“ mit Blick auf die bisherige Entwicklung. Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben aber nach wie vor herausfordernd. „Wer mit unseren Kunden redet, weiß, dass weder Private noch Firmen derzeit investieren“, schilderte Könighofer. Die mangelnde Konsumkonjunktur führe zu einer schwachen Investitionskonjunktur und damit letztlich zu einer schwachen Wirtschaftsentwicklung, die auch für das kommende Jahr erwartet werde. Dazu komme, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nach Jahren der Null- bzw. Negativzins-Politik die Zinsen zu spät in kürzester Zeit kräftig auf über 3 Prozent angehoben habe. Die weitere Entwicklung im Ukraine-Russland-Krieg sei von Unsicherheiten geprägt. Und auch die hohe Inflation, die im Vorjahr auf 8,6 Prozent hinaufschnellte und auch heuer hoch ist, werde in den kommenden Jahren ein bestimmendes Thema bleiben. „Das EZB-Ziel von 2 Prozent sehen wir momentan in weite Ferne gerückt“, so Könighofer.

Auch die Immobilienentwicklung gestaltet sich seit der Zinswende im Vorjahr zunehmend schwieriger. Dazu beigetragen haben die im Vergleich zum Jahr 2020 um rund 40 Prozent angestiegenen Immobilienpreise und die „zum falschen Zeitpunkt“ verschärften Kreditvergabe-Richtlinien, die die Finanzierung von Einfamilienhäusern „massiv erschwert und Investitionen verunmöglicht haben“. Mit den Kunden suche man daher gangbare Lösungen zwischen Miete und Wohneigentum. Gerade Letzteres sei der beste Schutz für den Erhalt des Lebensstandards in der Pension.

Mehr Einlagen

Punkten konnte die RLB Burgenland im Vorjahr bei den Sparern. Die bereits ohnehin hohen Kundeneinlagen wie Sicht-, Spar- oder Termineinlagen stiegen im Vorjahr weiter um 10,9 Prozent auf 1,52 Mrd. Euro an. Zuwächse gab es auch bei den Online-Sparbüchern, während die Einlagen auf traditionellen Sparbüchern auf hohem Niveau leicht rückläufig waren. Zudem wurden im Vorjahr 2.380 neue Bausparverträge abgeschlossen. Im Bereich der Wertpapierveranlagung legte die Bank anlässlich ihres 100-jährigen Jubiläums im Vorjahr Obligationen auf, die ein gezeichnetes Volumen von rund 84 Mio. Euro erreichten. Gerade in den momentan nach wie vor unsicheren Zeiten interessieren sich die Kunden verstärkt nach Anlagemöglichkeiten. 

„Die persönliche Beratung ist dabei der Eckpfeiler für unseren Erfolg. Mehr als 53.000 Kunden, davon über 49.000 Privatkunden und 4.000 Firmenkunden, schenken uns ihr Vertrauen. Gerade bei steigenden Zinsen ist es wichtig, ein Gespräch mit seinem Kundenberater zu suchen, um auszuloten, welche Veranlagungsmöglichkeiten es gibt“, strich Markt-Vorstand Rudolf Suttner, der seit Anfang April diesen Bereich im Führungsgremium der RLB Burgenland verantwortet, hervor. Raiffeisen werde weiterhin als vertrauensvoller Partner und finanzieller Nahversorger wahrgenommen. Insgesamt betreut die Raiffeisenbankengruppe Burgenland 245.000 Kunden und ist damit Marktführer im Bundesland.

Kreditwachstum hielt an

Das Kreditgeschäft nahm im Vorjahr trotz des geldpolitischen und regulatorischen Gegenwindes zu, verlor aber nach dem starken Start 2022 im Laufe des Jahres an Dynamik, berichtete Generaldirektor-Stellvertreterin Fugger. So legten die Ausleihungen im Berichtsjahr um 8,77 Prozent auf 2,06 Mrd. Euro zu – ein Zeichen für den hohen Bedarf des Marktes nach Krediten. Für die erkennbaren Risiken des Kreditgeschäftes wurden Einzelwertberichtigungen, Pauschalwertberichtigungen und Rückstellungen im erforderlichen Ausmaß gebildet. Die sogenannten notleidenden Kredite (NPL) legten nur geringfügig von 2,89 auf 3,01 Prozent des Gesamtbestandes zu. 

Die Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen gingen im Vorjahr aufgrund der fehlenden RBI-Ausschüttung sowie der geringeren Ausschüttung der Raiffeisen Informatik GmbH & Co KG deutlich zurück – von 15,4 Mio. auf heuer 1,21 Mio. Euro. Die Eigenmittel der RLB Burgenland blieben mit 430,2 Mio. Euro auf einem ähnlichen Niveau wie 2021 (434,4 Mio. Euro). Die Bank halte damit mehr als doppelt soviel Eigenmittel wie gesetzlich vorgeschrieben, betonte Fugger. Dank des Überschusses von 218,8 Mio. Euro ist eine Risikoabsicherung gewährleistet, die allen Eventualitäten der nächsten Zeit gerecht werde. Die Eigenmittelquote stieg im Vorjahr von 20,80 Prozent auf 21,37 Prozent. 

Darüber hinaus wurde auch das Raiffeisen-Leasing-Geschäft im Burgenland stark in Anspruch genommen. Das Neugeschäftsvolumen konnte gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent auf rund 32 Mio. Euro gesteigert werden. Die Anzahl der Neuverträge, die durch die RLB Burgenland aufgebracht wurden, blieb dabei auf Vorjahresniveau. Das refinanzierte Volumen durch die RLB Burgenland erreichte Ende 2022 rund 86 Mio. Euro. Auch die Produkte der Raiffeisen Versicherung waren im Vorjahr bei den Burgenländern gefragt. Es gelang, die Anzahl der Versicherungsverträge im Bestand um exakt 2.000 Verträge zu steigern.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei Raiffeisen Burgenland eine zentrale Rolle, erinnerte Aufsichtsratsvorsitzender Erwin Tinhof. Unter der Dachmarke „Raiffeisen Nachhaltigkeitsinitiative Burgenland“ (RNI-Burgenland)  fördern die Landesbank, die Raiffeisenbanken und die Raiffeisen Lagerhäuser Innovationen für Privathaushalte, Unternehmen und Gemeinden im Bundesland in Richtung Ausbau erneuerbarer Energien. „Wir sehen uns in der Verantwortung, die Nachhaltigkeit in der Region zu fördern. Mit unserer Initiative zur Gründung der burgenländischen Energiegenossenschaften haben wir ein Instrumentarium geschaffen, das es den Mitgliedern erlaubt, saubere Energie zu erzeugen, zu speichern, selbst zu verbrauchen und/oder zu verkaufen“, so Tinhof. Insgesamt 18 Energiegenossenschaften wurden bisher im Burgenland gegründet. Damit habe man eine visionäre Antwort auf die sich im Vorjahr verschärfende Energiekrise gegeben. 

Aber auch bei der eigenen Öko-Bilanz will die Bank nachschärfen, die im Vorjahr 289 Beschäftigte hatte. Die Ergebnisse 2022 zeigen, dass die Anreise von Mitarbeitern mit Abstand die meisten CO₂-Emissionen verursachte (46 Prozent), gefolgt von Strom und Heizung (jeweils über 20 Prozent). Deshalb soll zukünftig der Fokus bei Einsparungsmaßnahmen verstärkt auf diese Bereiche gelegt werden. Geplant sind im Wesentlichen der Umstieg auf E-Mobilität, Homeoffice, Ausbau von Photovoltaik-Anlagen und weitere stromsparende Investitionen. „Wir sprechen nicht nur über die Energiewende, wir gestalten sie aktiv mit viel persönlichem Engagement mit“, strich Tinhof hervor. 

Die Raiffeisenlandesbank Burgenland plant auch in den kommenden Jahren eine Fortsetzung ihrer Geschäftsausweitung im Rahmen der angezielten Eigenmittel- und Liquiditätsausstattung. Ziel ist es, die hohen Marktanteile sowohl bei Privatkunden als auch bei Unternehmensfinanzierungen auszubauen. Die vorsichtige Risikopolitik, die sich in der Wirtschafts- und Finanzkrise bewährt hat, wird unverändert bleiben.

AusgabeRZ24-2023

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