Heute für morgen entscheiden

Ab 2026 müssen auch Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen. Daher sei es wichtig, Risiken im eigenen Geschäftsmodell jetzt schon zu analysieren, empfiehlt Sustainable-Finance-Experte Werner Zima von der RLB.

Photovoltaik Anlage
© Pixabay

Mit der EU-Taxonomie-Verordnung wurde ein Klassifizierungssystem dafür geschaffen, welche Wirtschaftstätigkeiten unter welchen Voraussetzungen nachhaltig sind. Durch diese neue Art der Berichterstattung sollen Kapitalströme in eine ökologisch nachhaltige Wirtschaft gelenkt, das Vertrauen bei Investoren gestärkt, grüne Investitionen transparenter und attraktiver gemacht sowie Anleger vor Greenwashing geschützt werden.

Derzeit verpflichtet die EU erst Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden zur Teilnahme an dieser Berichterstattung, aber schon 2026 wird diese Grenze auf 250 Mitarbeitende halbiert. Dabei muss ein berichtspflichtiges Unternehmen nicht nur offenlegen, welche Tätigkeiten als ökologisch nachhaltig einzustufen sind, sondern auch über die Aktivitäten ihrer Lieferanten Rechenschaft legen. „Ab 2026 wird die Anzahl der Unternehmen, die berichten müssen, massiv ansteigen. Dabei gilt es, über alle Belange zu berichten, die einen positiven oder negativen Einfluss auf Klima, Umwelt, Wasser oder Ökosysteme haben“, erklärt Werner Zima, in der Raiffeisen-Landesbank Tirol im Bereich Firmenkunden für Sustainable Finance und Nachhaltigkeit zuständig, die umfassenden Auswirkung dieser Verordnung. „Zudem müssen Mindestanforderungen in sozialen Bereichen oder bei den Menschenrechten erfüllt werden.“

Es geht um Vergleichbarkeit

Die Offenlegungspflichten treffen auch Banken und damit indirekt ihre Kunden. Denn Banken werden verpflichtet, offenzulegen, wie groß der Anteil ökologisch nachhaltiger Aktivitäten am gesamten Geschäft ist. Übergeordnetes Ziel dieser Regulierungen ist, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. „Der größte Vorteil aus Sicht der Konsumenten ist die Vergleichbarkeit“, sieht Zima einen Nutzen für die Kunden. „20 Prozent der Touristen, die heute nach Tirol kommen, machen die Entscheidung für die Buchung davon abhängig, ob das Hotel nachhaltig wirtschaftet. Hier ist jeder Betrieb, der über eine aussagekräftige Berichterstattung verfügt, deutlich im Vorteil.“

Werner Zima
Werner Zima © Aria Sadr-Salek

Kunden nutzen aber nicht nur im Tourismus ihre Marktmacht aus. Immer mehr Konsumenten greifen zu regionalen, saisonalen und nachhaltig hergestellten Produkten. „Mit ihrer Kaufentscheidung zwingen sie Produzenten dazu, ihre Lieferketten zu überdenken. Konsumenten achten sehr wohl darauf, ob nachhaltige Materialien und Ressourcen zum Einsatz kommen, mit Energie und Wasser sparsam umgegangen wird und weniger Abfall und Emissionen anfallen“, so Zima. „Und bei den jungen Erwachsenen – also unseren zukünftigen Kunden – ist dieser Trend noch stärker ausgeprägt.“ 

Morgen profitieren

Ein weiterer Hebel der Taxonomie ist, Unternehmer schon heute zu ermutigen, die eigenen Risiken zu analysieren, das Geschäftsmodell nachhaltig auszurichten und zukunftsweisende Investments zu tätigen. „Gemeinsam mit unseren Kunden prüfen wir, welche Risiken in ihrem Geschäftsmodell stecken. Wir erarbeiten ein Risikoprofil und überlegen, wie eine Transformation eingeleitet und umgesetzt werden kann“, zeichnet Zima den Weg für einen Übergang zu mehr Nachhaltigkeit vor. „Das beste Beispiel für rechtzeitiges Investieren sind jene Unternehmen, die schon vor zehn Jahren eine Photovoltaikanlage installiert haben und daher heute den Strom nicht teuer einkaufen müssen. Wir ermutigen unsere Kunden, heute Entscheidungen zu treffen, von denen sie morgen profitieren werden.“