„Wir brauchen Größenvorteile“

Die Walser Privatbank und die Alpenbank haben mit Jahresbeginn ihre Private Banking-Aktivitäten gebündelt. Florian Widmer, Vorstandsvorsitzender der neuen Alpen Privatbank, erklärt die Beweggründe und die neue, alte Strategie.

Heidi Verocai-Dönz und Florian Widmer stehend
Für Florian Widmer und Vorstandskollegin Heidi Verocai-Dönz ist der gemeinsame Weg im Private Banking der logische Schritt. (c) Alpen Privatbank

Was ist die neue Alpen Privatbank?
Florian Widmer: Die Alpen Privatbank ist die größte in Westösterreich sitzende Privatbank. Wir machen Vermögensanlage für vermögende Privatkunden ab 250.000 Euro. Wir haben eine eigene Vermögensverwaltung, eigene Fonds und betreuen Kunden in drei Ländern. Die Alpen Privatbank geht von Bozen bis nach Düsseldorf, gut, das ist ein bisschen weit weg von den Alpen, und von Salzburg nach Stuttgart. 

Wie ist die neue Eigentümerstruktur?
Widmer: Die Alpenbank war eine Tochter der Raiffeisen-Landesbanken Tirol und Südtirol. Die Walser Privatbank ist historisch die ehemalige Raiffeisenbank Kleinwalsertal, also eine Primärbank, die allerdings ein relativ starkes Private Banking hat. Jetzt spaltete sich die Walser Privatbank vom Primärbankgeschäft der Walser Raiffeisenbank ab und wurde von der Alpenbank aufgenommen. Unser Mehrheitseigentümer ist jetzt die alte Raiffeisengenossenschaft, also die Walser Raiff­eisenholding, eine seit 120 Jahren existierende Genossenschaft, und die Raiffeisen-Landesbanken Tirol und Südtirol haben gemeinsam 25 Prozent.

Lesen Sie hier, welchen Weg die Primärbank – die Walser Raiffeisen Bank – eingeschlagen hat.

Wie viele Standorte hat die Alpen Privatbank?
Widmer: Wir haben sechs Standorte. Neben dem Hauptsitz in Riezlern im Kleinwalsertal sind wir noch in Innsbruck, Salzburg, Stuttgart, Düsseldorf und in Bozen. 140 Mitarbeiter betreuen in etwa 4.000 Kunden und ein Kunden-Geschäftsvolumen von 3,2 Milliarden Euro. 

Was waren die Gründe für diese Zusammenführung?
Widmer: Da gibt es ganz viele Facetten. Ich fange mit unserem Selbstverständnis an: In der Art, wie wir Kunden betreuen und ihre Gelder veranlagen, haben die Alpenbank und die Walser Privatbank ähnliche Philosophien. Unsere Investment-Philosophie ist kein tägliches Trading, sondern eine langfristige, globale Perspektive in der Veranlagung. Das Zweite: Da beide Banken Teil des Raiffeisensektors sind, haben wir eine Wertestruktur, die gut zueinander passt. Darüber hinaus gibt es natürlich auch handfeste betriebswirtschaftliche Gründe. Wir brauchen Größenvorteile, um die Kosten, die etwa durch die Regulatorik immer weiter steigen, gut abzufedern. Zudem hatte die Alpenbank zwar hohe Eigenkapitalquoten, aber wenig Eigenkapital. In der Walser Privatbank hatten wir hohes Eigenkapital, sind aber ein bisschen aufgerieben worden unter den zwei Geschäftsfeldern, den Primärbank-Aktivitäten im Kleinwalsertal und dem Private Banking. Deswegen war klar, wir müssen die beiden Geschäftsfelder trennen. 

Warum hat man das nicht schon früher gemacht, wenn es so logisch ist?
Widmer: Jede Entscheidung hat seine Zeit. Es hat sich durch MiFID II eine starke Regulierung gerade im Wertpapiergeschäft gefunden, die Geld kostet. Die Prozesse sind stringenter geworden und damit auch die Prozesse in der Raiffeisen-Logik und damit fürs Private Banking teilweise unpassend.

Die Walser Privatbank gibt es quasi seit 1894. Wie haben die Kunden diese Veränderung aufgenommen?
Widmer: Die Kundengruppe der Einheimischen, der Walser, findet es gut, dass sie wieder ihre Raiffeisenbank bekommen. Das ist eigentlich eine Rückkehr zu den Wurzeln. Und unsere Private Banking-Kunden sehen, dass die Bank einfach ein Stück größer geworden ist und wir dadurch unterschiedliche Stärken verbinden. Die Walser Privatbank ist vielfach für ihre Beratungsqualität ausgezeichnet worden. Die Alpenbank hat dafür ein exzellentes Asset Management. Und jetzt kann man beides verbinden. Wir haben auch schon gemeinsame Produkte aufgelegt. Es kommt jetzt mehr Qualität bei den Kunden an. Das haben sie jetzt – nach drei Wochen – noch nicht gemerkt, aber das wird so sein. 

„Es kommt einfach noch mehr Qualität bei den Kunden an.“ 

Florian Widmer

Wie wird sich die neue Privatbank ausrichten? Welche Strategie verfolgen Sie?
Widmer: Der wirklich große Vorteil ist jetzt die klare Fokussierung. Wir machen nur das eine: Geldanlage für vermögende Privatkunden. Da gibt es natürlich auch Herausforderungen. Einerseits das Halten der hohen Qualität und das Zusammenbringen der neuen Bank. Für uns ist der Kunde als Mensch mit seiner Vermögensentwicklung über sein Leben hinweg das Wesentliche. Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt, das ist nicht selbstverständlich in unserem Geschäft, denn viele reden nur über Kapitalmärkte. Diese Kompetenz braucht man auch, aber für uns sind die vermögenden Privatkunden Menschen mit individuellen Bedürfnissen. Weitere Herausforderungen sind die Digitalisierung und das Thema Nachhaltigkeit. 

Wie weit ist die Digitalisierung bei Ihren Kunden schon fortgeschritten?
Widmer: In unserem Geschäft ist ein junger Kunde 50 Jahre alt und der durchschnittliche Kunde zwischen 60 und 65. Das Thema Digitalisierung ist also nicht so im Vordergrund, aber die Kundenbedürfnisse wachsen in Richtung digitale Anforderungen. Wir werden investieren müssen, um hier in einer modernen Art und Weise mit unseren Kunden interagieren zu können. Die Beratung ist natürlich immer noch persönlich. Viele Kunden haben ein Online-Banking, aber eher als Reporting. Wir haben nur wenige Kunden, die auch über Online-Banking Wertpapiere ordern.

Gibt es im Private Banking-Geschäft neue Trends oder ist es ein Traditionsgeschäft?
Widmer: Im Grunde sind die Bedürfnisse seit Jahren und Jahrzehnten ähnlich, nämlich das Vermögen zu sichern und zu mehren. Früher war das noch leicht über festverzinsliche Wertpapiere möglich, das ist mittlerweile nicht mehr so. Die Kunden, die eine reale Verzinsung haben wollen, müssen in schwankungsintensivere Anlageklassen wechseln. Das Thema von den Anleihen hin zu Aktien haben wir in den letzten zehn Jahren massiv gesehen. Und jetzt neu und spannend ist das Thema Nachhaltigkeit.

Durch MiFID II wird Nachhaltigkeit ab heuer auch ins Kundengespräch verpflichtend einfließen. Bereitet sich die Alpen Privatbank darauf schon vor?
Widmer: Unser Kernprodukt, die Vermögensverwaltung, managen wir schon zu 95 Prozent nach nachhaltigen Ansätzen. Wir haben uns jetzt noch nicht offiziell dazu committet, aber der Inhalt steht und es fehlt nur noch das Offizielle. Beim Thema Nachhaltigkeit sind wir aufgrund unserer Historie als Primärbank mitten in den Alpen schon ganz gut positioniert, auch mit unserer Langfristigkeit.

Was bietet die Alpen Privatbank ihren Kunden?
Widmer: Wir haben zwei Paar Schuhe, ein rotes und ein blaues. Das blaue Paar ist die Anlageberatung, da lässt sich der Kunde von uns beraten, entscheidet aber dann individuell. Das finden wir nicht mehr so gut. Es kommen individuelle Emotionen des Kunden zu bestimmten Zeitpunkten, die man idealerweise vermeidet, aber manche Kunden wollen das so. Das zweite Paar Schuhe ist die Vermögensverwaltung. Da machen wir die Anlageentscheidungen. Wir glauben an ein globales Wachstum der Weltwirtschaft und wenn man davon profitieren will, muss man global investiert sein. Wir streuen global und suchen uns für die einzelnen Anlageklassen in den einzelnen Regionen Fondsmanager, die die Expertise vor Ort haben. Wenn wir den amerikanischen Aktienmarkt abdecken wollen, dann machen wir es nicht selber, sondern suchen uns aus der Vielzahl der amerikanischen Aktienfonds den besten. Das ist eine sehr erfolgreiche Logik, die von der Alpenbank kommend auf die gesamte Alpen Privatbank ausdehnt wird. 

Für welches Paar entscheidet sich die Mehrheit der Kunden?
Widmer: Die Mehrzahl entscheidet sich für das rote Paar, also für die Vermögensverwaltung. Im Grunde ist das ja unser Mehrwert: Wir wollen dem Kunden Arbeit abnehmen.

Gibt es Wachstumsambitionen?
Widmer: Wir wollen mit den bestehenden Kunden wachsen, denn häufig sind wir bei unseren Kunden nur die Zweit- oder Drittbank. Natürlich wollen wir auch Neukunden gewinnen. Und wir müssen die Erben unserer Kunden heranziehen. 

Sie wollen also jünger werden?
Widmer: Wir wollen nicht jünger werden, sondern das Altern verhindern.

Werden in Ihren Wachstumsplänen auch neue Standorte angedacht?
Widmer: München haben wir uns lange überlegt, aber wir sind in all unseren Standorten noch nicht so weit, dass man sagen kann, wir haben die Grenzen des Wachstums erreicht. Allein um unsere Niederlassung in Düsseldorf leben neun Millionen Menschen. Wir wollen an unseren bestehenden Standorten wachsen und denken nicht an die Öffnung neuer Standorte.