Pensionskassen fordern Ausbau der betrieblichen Vorsorge

In Österreich können nur 25 Prozent der Arbeitnehmer mit einer betrieblichen Zusatzpension rechnen. Der Fachverband tritt für eine „gesamthafte und sachliche“ Diskussion über die Alterssicherung ein.

„Es ist wirklich an der Zeit, das Pensionssystem gesamthaft, sachlich und qualifiziert zu diskutieren“, mahnt Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen, ein. Die Alterssicherungskommission mit Vertretern aller Sozialpartner sollte sich mit allen drei Säulen der Altersvorsorge – der gesetzlichen Pensionsvorsorge, der betrieblichen Vorsorge sowie der privaten Altersvorsorge – beschäftigen. Vor allem für Menschen, die nicht so viel verdienen, könnte auf diese Weise die Altersvorsorge auf breitere Beine gestellt werden. Das staatliche Pensionssystem soll zumindest für die Grundsicherung im Alter sorgen.

„Die Butter aufs Brot, möglichst flächendeckend, soll die zweite Pensionssäule bringen, um den Lebensstandard, den man als aktiver Erwerbstätiger gewohnt ist, abzusichern“, fordert Zakostelsky. Die staatlichen Budgettöpfe seien sehr angespannt, notwendige Reformen könnten in der kommenden Legislaturperiode auch das Thema Pensionen treffen.

Auch Martin Sardelic, CEO der Valida Holding, setzt sich für den Vollausbau des Systems ein: „Betriebliche Vorsorgelösungen sollten als verpflichtender Bestandteil in sämtlichen Kollektivverträgen aufgenommen werden, um allen Arbeitnehmern eine spätere Zusatzpension zu garantieren. Diese Stärkung würde eine Win-win-Situation schaffen. Für die künftigen Pensionisten erhöht sich der Lebensstandard und die Kaufkraft im Ruhestand, was zu positiven volkswirtschaftlichen Auswirkungen führt.“

Große Skepsis

Dass die Sorge über das staatliche Pensionssystem weit verbreitet ist, geht aus einer Umfrage des Meinungsforschers Peter Hajek unter 800 jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren im Auftrag des Pensionskassenverbandes hervor. Demnach sind 75 Prozent der Befragten über die Höhe und Sicherheit der staatlichen Pension besorgt. Zudem rechnen die jungen Menschen im Schnitt mit einer geringen Bruttopensionshöhe von rund 1.400 Euro. Für mehr als die Hälfte aller Berufstätigen ist es „wichtig“ bis „sehr wichtig“, dass der Arbeitgeber eine Zusatzpension anbietet. „Wir sehen uns als Teil des Sozialsystems, Zusatzpensionen haben eine soziale Aufgabe“, streicht Stefan Pichler, Geschäftsführer des Fachverbandes, hervor.

Neben dem flächendeckenden Ausbau der betrieblichen Vorsorge bekräftigte der Verband auch seine jahrelangen anderen Forderungen. So brauche es unter anderem eine Abschaffung der Versicherungssteuer, eine steuerliche Absetzbarkeit für Arbeitnehmer-Eigenbeiträge sowie die steuerliche Absetzbarkeit von Beiträgen für den geschäftsführenden Gesellschafter.

Gute Performance

Die Veranlagungsperformance der Pensionskassen lag im ersten Halbjahr 2024 nach Kosten bei 3,98 Prozent. Viel wichtiger sei aber die langfristige Performance. Seit der Einführung der Pensionskassen im Jahr 1991 wurden durchschnittlich 4,95 Prozent erzielt. Das übersteige das Ergebnis vergleichbarer Anlageformen spürbar, so Zakostelsky.

Für heuer sei es das Ziel, wieder zumindest bei dieser langfristigen Performance anzukommen. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Zakostelsky. Die Pensionskassen veranlagen unter anderem im Schnitt knapp unter 40 Prozent in Aktien. „Es geht hier darum, dass wir die internationale Wirtschaftsentwicklung als Pensionszahler anzapfen. Nichts anderes sind kapitalgedeckte Systeme“, wirbt der Fachverbandsobmann für den Ausbau des Pensionskassensystems.

Die heimischen Pensionskassen verwalten aktuell ein Vermögen von knapp 27 Mrd. Euro für insgesamt 1,068 Millionen Kunden. Im Schnitt haben die 145.828 Leistungsberechtigten im Vorjahr 14 Mal eine monatliche Zusatzpension von 421 Euro bekommen. Insgesamt wurden knapp 860 Mio. Euro ausgezahlt.

AusgabeRZ39-2024

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