„Trainer müssen Possibilisten schaffen“

Beim Power Trainer Event des Raiffeisen Campus informierte Humangenetiker Markus Hengstschläger über die Vermittlung von Lösungskompetenzen.

Markus Hengstschläger beim Power Trainer Event des Raiffeisen Campus
© Raiffeisen Campus/ Jan Zaslawski

„Damit Bildung wirken kann, braucht es mehrere Protagonisten: Das sind die Lernenden selbst, die sich weiterentwickeln, die Unternehmen, die ihren Mitarbeitern diese Weiterbildung ermöglichen, und die Trainer, denen wir es zu verdanken haben, dass eine Lernfreude bei Raiffeisen herrscht“, eröffnet Geschäftsleiter Josef Buchleitner das heurige Power Trainer Event am Raiffeisen Campus. Ziel der Veranstaltung war es, sowohl interne Raiffeisentrainer als auch externe Trainer miteinander zu vernetzen und gemeinsam über die Entwicklung und Vermittlung von Lösungskompetenzen zu diskutieren. 

Gute Trainer, so Buchleitner, sollten vor allem folgende Themen mit in ihren Lehrplan aufnehmen: Diversität, strukturelle Veränderungen und die Alterspyramide der Geschäftsleiter. So gebe es zwar bei den Trainern selbst schon eine „gute Durchmischung“ von Frauen und Männern, bei den Teilnehmern gelinge dies jedoch nur bedingt. „Oft wird gesagt, dass es im Raiffeisensektor zu wenige Geschäftsleiterinnen gibt. Dann müssen wir aber bei den ersten Schritten der Weiterbildung ansetzen, denn niemand, der diese Schritte nicht durchlaufen hat, kann zum Geschäftsleiter werden“, merkt Buchleitner an. 

Zudem müsse man die rasante strukturelle Veränderung von Unternehmen, insbesondere im Bankenbereich, beachten. „1995 hatten wir noch über 700 Raiffeisenbanken, mittlerweile liegen wir bei 303“, so der Geschäftsleiter und ergänzt: „Größere Einheiten bedeuten andere Anforderungen.“ Ähnliche Veränderungen erwarten Trainer auch im Bereich der Geschäftsleiter, denn aktuell dehne sich die Alterspyramide bei den über 55-Jährigen am meisten aus. In weiterer Folge bedeutet dies einen enormen Wechsel und eine hohe Anzahl an neu auszubildenden Management- und Führungskräften. 

„Was wir den Menschen, die aus unseren Ausbildungen hinausgehen – egal, ob als Kundenberater, Geschäftsleiter oder als Spitzenfunktionär – vermitteln wollen, ist die Fähigkeit, alle Herausforderungen, die anstehen, ob vorhersehbar oder nicht, erfolgreich zu bewältigen“, erläutert Buchleitner und hebt damit die Wichtigkeit der Lösungskompetenz hervor. 

Mit Training zum Erfolg

Was es tatsächlich bedeutet, Lösungskompetenz zu besitzen und wie man sie am besten vermittelt, erzählte anschließend Universitätsprofessor und Humangenetiker Markus Hengstschläger. Wichtig sei dabei zunächst: Lösungskompetenz zu erlangen, ist jedem möglich, denn „Gene sind unser Werkzeug, die Nuss knacken müssen wir selbst“. Im Zuge dessen bezeichnet Hengstschläger die genetische Ausrede des Talents als größten Feind der (anwesenden) Trainer. Denn „der Mensch sei bei Talenten und Begabung nicht auf seine Gene reduzierbar. Gene sind maximal Bleistift und Papier, die Geschichte schreibt jeder selbst.“ Demnach seien Begabung und Talent nichts mehr als Potenzial, den tatsächlichen Unterschied mache vielmehr der Trainer. So spricht auch ein Kind nicht, wenn man es ihm nicht lernt. 

Für eine unvorhersehbare Zukunft sei dabei Lösungsbegabung – die Fähigkeit, zuvor noch nicht existierende Lösungen für Probleme zu finden – das wichtigste Talent. Essenziell sei im Lösungsfindungsprozess, die Lösung nicht vorzugeben, sondern eine Fehlerkultur zu entwickeln, aus der man für die Zukunft lernen kann. 

Im Rahmen der Lösungskompetenz definierte Hengstschläger drei unterschiedliche Typen von Menschen: Optimisten, Pessimisten und Possibilisten mit dem Leitmotiv: „Wir machen es gemeinsam möglich.“ „Das Ziel von Powertrainern ist: Egal, wer einem gegenübersitzt – ob Optimist oder Pessimist – man muss Possibilisten schaffen“, weiß der Humangenetiker. Um die Lösungsbegabung schließlich auch entfachen zu können, müsse man Menschen in Bewegung setzen und Ziele setzen, für die man arbeiten muss, nicht jene, die leicht erreichbar sind. 

Nach einer Einführung in die neue Bildungsplattform L@ra konnten die Teilnehmer das bisher Gehörte schließlich in drei unterschiedlichen Praxisworkshops zu den Themen „Raiffeisen Lösungen“, „Kommunikative Lösungen“ und „Digitale Lösungen“ zur Anwendung bringen.