Mit der Bekanntheit steigt die Nachfrage 

Immer mehr Unternehmen entdecken Factoring für sich, das spiegelt sich auch in den Zahlen der Raiffeisen Factor Bank wider.

Porträt von Andreas Bene
Andreas Bene © RFB/Roland Rudolph

Seit 2010 steigt das Factoringvolumen in Österreich stark an. Im Vorjahr wurde der Rekordwert von 35,9 Mrd. Euro an gekauften Forderungen erreicht, das ist ein Plus von 5,4 Mrd. Euro im Vergleich zum Jahr davor. „Factoring-Finanzierungen sind prinzipiell ein Spiegelbild der Realwirtschaft. Das Volumen steigt mit den Umsätzen der Betriebe. In Österreich wächst der Gesamtmarkt aber deutlich stärker, da das Produkt immer bekannter wird und für immer mehr Unternehmen attraktiv ist“, erklärt Andreas Bene, Vorstandssprecher der Raiffeisen Factor Bank, die dynamische Marktentwicklung. Dabei hinkt Österreich nach wie vor dem EU-Durchschnitt hinterher, weil die Finanzierungsform hierzulande erst viel später eingesetzt wurde. 2022 wurden rund 8 Prozent des heimischen BIP durch Factoring finanziert, der EU-Schnitt liegt bei rund 12 Prozent. 

Das Potenzial müsste in Österreich theoretisch sogar höher als der EU-Schnitt sein, betont Bene, denn in Zulieferindustrien und in einer exportorientierten Wirtschaft seien die Betriebe mit besonders langen Zahlungszielen konfrontiert. In so einer Situation greifen die Vorteile von Factoring besonders gut: „Eine Factoring-Finanzierung kann aus langen Zahlungszielen Liquidität in wenigen Stunden machen.“ Der Verkauf der Forderungen ermöglicht Unternehmen, ihr Wachstum zu finanzieren und saisonale Schwankungen auszugleichen. Jüngste Unsicherheiten durch unterbrochene Lieferketten und abnehmende Planbarkeit seien ein Weckruf für viele Unternehmen gewesen, ihre Finanzierung breiter aufzustellen. Neben der umsatzkonformen Finanzierung verbessert Factoring – durch die Verkürzung der Bilanzsumme – viele Finanzkennzahlen und damit das Rating. Zudem können Unternehmen mit Factoring ihre offenen Rechnungen gegen Ausfallrisiken – auch im Export – absichern. 

„Das Produkt hat für viele noch immer eine Neuartigkeit, aber wenn die Betreuer der Hausbank dem Kunden Factoring anbieten und ihm die individuellen Vorteile für sein Unternehmen erklären, stößt es auf großes Interesse und wird oft in den Finanzierungsmix aufgenommen“, weiß Bene. Nach den Großunternehmen steige jetzt vor allem die Nachfrage von Klein- und Mittelbetrieben. Es sei auch eine Verbreiterung der Branchen zu beobachten. Während Factoring früher vor allem von Autozulieferern und Lebensmittelproduzenten genutzt wurde, sind heute fast alle Branchen vertreten – vom Baustoffhändler bis zum Beratungsunternehmen. 

10-Milliarden-Marke als Ziel

Die Raiffeisen Factor Bank hat im Vorjahr mit 9,9 Mrd. Euro angekauften Forderungen – das entspricht einem Anstieg von 11 Prozent – ebenfalls ihren Wachstumskurs fortgesetzt. Der Marktanteil liegt bei 27 Prozent. 3,5 Millionen Rechnungen wurden 2022 vollautomatisiert verarbeitet. Insgesamt stieg die Anzahl der Debitoren auf 730.000. „Wir rechnen auch für die nächsten Jahre mit Wachstum. Die 10-Milliarden-Marke würden wir heuer gerne überschreiten“, verrät Bene. Überzeugen will man dabei weiterhin mit Qualität und nicht über den Preis. Kürzlich wurde die Raiffeisen Factor Bank auch zum dritten Mall in Folge vom Fachmagazin „Börsianer“ als „Beste Factoring Bank Österreichs“ ausgezeichnet. Andreas Bene führt das vor allem auf die digitale Plattform „Smart Factoring“ zurück, die es Kunden ermöglicht, alle wichtigen Zahlen übersichtlich jederzeit einsehen zu können. „Ohne die Nutzung von Technologie wäre unser Wachstum nicht möglich“, unterstreicht Bene und denkt dabei an die Skalierbarkeit. Auch der neue Factoring-Vorteilsrechner auf der Website soll das Wachstum unterstützen. 

Nachhaltige Factoring-Lösung

Als erste und einzige Factoring-Organisation bietet Raiffeisen seit dem Vorjahr auch nachhaltige Factoring-Lösungen, wie ESG-linked Factoring, an. „Wir begleiten und unterstützen unsere Kunden bei deren Transformation von Grau nach Grün. Die Konditionen werden dabei an definierte Ziele geknüpft – eine Art Bonus-Malus-System“, erklärt Bene. Bei einer positiven Entwicklung wird die Finanzierung günstiger, bei Verschlechterungen im ESG-Rating teurer. Das Thema will man heuer stärker bei den Kundengesprächen mitnehmen.

Potenzial für weiteres Wachstum ortet Bene prinzipiell überall. Die Kundenbasis soll vor allem durch eine intensivere Zusammenarbeit mit den Raiffeisenbanken und Raiffeisenlandesbanken erweitert werden. Denn trotz aller digitaler Fortschritte sei der persönliche Kontakt der Hausbank zum Kunden weiterhin entscheidend, um ihm die Attraktivität von Factoring aufzuzeigen.