Sarah Baumgartner: „Mehr Action – cool!“

Multitalent Sarah Baumgartner gehört zu den größten Leichtathletik-Hoffnungen des Landes und vertritt Österreich im Jänner 2024 bei den Youth Olympic Games in Südkorea – im Skeleton. Nicht der einzige Aha-Effekt, den die 16-jährige Salzburgerin zu bieten hat.

Sarah Baumgartner beim Stabhochsprung
© GEPA pictures/ Johannes Friedl

Wer mit so viel Bewegungstalent wie Sarah Baumgartner gesegnet ist, kann sich darauf verlassen, dass auch die größten Zufälle in die richtige Richtung führen. Denn eigentlich war sie im Sommer 2022 nur in Vorarlberg, um bei den österreichischen Nachwuchsmeisterschaften der Leichtathletik Medaillen einzuheimsen. „Aber hinter dem Stadion waren ein paar Bobfahrer, bei denen konnte man auf einer Anschubbahn ausprobieren, wie es funktioniert“, erzählt sie. Nur wenige Wochen später fand sie sich im Eiskanal von Innsbruck wieder und stürzte sich auf einem Skeleton – ein Schlitten, bei dem man im Gegensatz zum Rodeln auf dem Bauch liegt und mit dem Kopf vorne fährt – die Bahn herunter. „Das hat mir gleich getaugt, ich habe mich immer mehr damit befasst und das Ganze professioneller betrieben.“

Rasanter Aufstieg

Und zwar so professionell, dass Sarah Baumgartner am 22. Jänner 2024 bei den Youth Olympic Games (YOG) im südkoreanischen Pyeongchang am Start stehen wird. Und um eine Medaille für Österreich kämpft. Wobei die Schülerin des von Raiffeisen unterstützten Salzburger Schul-Sport-Modells (SSM) da gleich einmal in den Brems-Modus schaltet. „Meine Konkurrentinnen sind alle viel länger dabei als ich, haben mehr Erfahrung und kennen sich besser aus. Klar wäre eine Medaille arg, aber ich will mir nicht zu viel Druck machen.“ Die Qualifikation für das Event, das auf der gleichen Bahn stattfindet wie bei den „großen“ Winterspielen 2018, hat sie souverän gemeistert. Als sie heuer Anfang November in Südkorea war, wurde sie bei zwei Wettkämpfen Fünfte und Siebente. Zwei durchaus beachtliche Platzierungen. „Klar kann es von den Ergebnissen immer besser sein“, sagt sie. „Aber dafür, dass ich erst so kurz dabei bin, ist es schön zu sehen, dass ich vorne mitfahren kann.“

Ihr großer Vorteil: Die Startphase, wo sie dank ihrer bei der Leichtathletik antrainierten Schnellkraft ordentlich Meter macht. „Ich bin für meine athletische Stärke sehr dankbar. Ein schneller Start hilft brutal, weil man von Anfang an mit höherer Geschwindigkeit durch den Eiskanal fährt“, erklärt sie. Danach gilt es, mit guter Technik und ausgewogenen Lenkbewegungen so wenige Hundertstel wie möglich liegenzulassen. Ein Unterfangen, das durchaus kompliziert ist und das man oft nur mit teils schmerzhaftem „Learning by Doing“ bewältigen kann. „Man lenkt mit Schultern und Knien, das sind untypische Bewegungen, die man erst verinnerlichen muss. Erst wenn man irgendwo dagegen tuscht, merkt man: Das war es wohl nicht so ganz. Aber das muss jeder für sich herausfinden.“

Furchtloses Naturtalent

Und was sagt die Mama, denn schließlich ist so ein Ritt durch den Eiskanal auch alles andere als ungefährlich? „Die macht sich schon Sorgen und hat Angst, dass etwas passiert. Deswegen zeige ich ihr auch manche Videos nicht, das ist zu heikel. Mamas halt!“ Gebremst wurde sie von ihrer Mutter dennoch nie, wenn auch aus einem pragmatischen Grund: „Sie lässt mich machen, weil sie weiß, dass sie es mir ohnehin nicht ausreden kann.“

Dabei wusste Sarah Baumgartner schon immer, was sie will. Sie fing früh mit der Leichtathletik an und zeigte in vielen Bereichen ihr Talent. Zunächst mit den klassischen Disziplinen konfrontiert, sah sie bei einem Trainingslager in Passau einem Stabhochspringer zu – und war sofort fasziniert. „Wir haben das gleich ausprobiert und es hat ganz gut geklappt.“

Mittlerweile ist ihre Bestleistung in der wohl technisch anspruchsvollsten Disziplin der Leichtathletik bei 3,81 Meter, sie ist
österreichische Meisterin in der U16. Genauso wie über 80 Meter Hürden, 300 Meter Sprint, im Weitsprung, Speer- und Diskuswurf. „Viele dieser Disziplinen trainiere ich aber nicht explizit, sondern nehme sie einfach mit, um das Training nicht zu einseitig zu gestalten.“

Große Zukunftspläne

Ihr Fokus liegt derzeit auf den Sprungdisziplinen, in denen im Sommer 2024 in der Slowakei die Jugend-EM ausgetragen wird. Dort gut abzuschneiden, ist neben den YOG ein weiteres Ziel für das kommende Jahr. Und es soll auch bei der Frage helfen, auf welche Sportart sie sich in Zukunft konzentriert. Denn wer es wirklich bis an die Weltspitze schaffen will, kann nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Für eine so vielseitig begabte Sportlerin wie Sarah Baumgartner, die auch schon Judo, Fußball und Triathlon ausprobiert hat, wird die Wahl dabei zur Qual. „Solange es irgendwie geht, möchte ich Skeleton und Leichtathletik parallel betreiben. Meine Trainer sind gut miteinander vernetzt, viele Trainingsinhalte helfen mir ohnehin in beiden Sportarten. Und irgendwann entscheide ich mich dann, wohin es mich zieht.“

Raiffeisen-Marketingleiter Christoph Bachleitner wünscht Sarah Baumgartner alles Gute für die kommende Saison.
Raiffeisen-Marketingleiter Christoph Bachleitner wünscht Sarah Baumgartner alles Gute für die kommende Saison. © RVS

Starker Sponsor

Ihre Vielseitigkeit war es wohl auch, die den Ausschlag gab, dass sie bei der diesjährigen Leonidas Gala, die von den „Salzburger Nachrichten“ ausgerichtete Wahl zu Salzburgs Sportlern des Jahres, den Titel „Rookie of the Year“ verliehen bekam. Eine Auszeichnung, die für sie gleich in mehrerlei Hinsicht große Bedeutung hatte. „Da waren so viele Top-Talente in der Auswahl – mit denen gleichgesetzt zu werden und auch noch zu gewinnen, war schon toll und eine Motivation, auf meinem Weg weiterzugehen.“ Dazu kommt, dass sie unmittelbar nach der Verleihung des Löwen das Angebot bekam, eine Partnerschaft mit Raiffeisen Salzburg einzugehen. Für
viele Sportler ein Ritterschlag. „Ich konnte es erst gar nicht glauben. Wenn man sieht, wie viele große Sportler schon das Logo auf ihren Dressen hatten. Da ist schon viel dahinter.“

Wer weiß, vielleicht gibt es ja schon bei den Winter Games in Pyeongchang den ersten großen gemeinsamen Erfolg zu feiern. Dass die Bahn dort deutlich komplizierter und auch schneller ist als ihre „Heimstrecke“ in Innsbruck-Igls, auf der sie oft trainiert, stört sie dabei nicht. „Es ist schon ganz anders, viel mehr Druck in den Kurven, mehr Dynamik. Aber ganz ehrlich: Ich finde es cool, wenn mehr Action auf der Bahn ist, das kommt mir entgegen.“ Wichtig sei es, locker zu bleiben, auch wenn die Bedeutung eines solchen Rennens riesig ist. Ihr Motto: „Wer beim Skeleton verkrampft, hat keine Chance. Ich will mein Bestes geben, wenn mir das gelingt, bin ich auch mit dem Ergebnis zufrieden.“