„Wir sind gemeinsam gut unterwegs“

Raiffeisen-Leasing und Raiffeisen Versicherung arbeiten im Retailbereich immer enger zusammen. Die Bilanz nach gut einem Jahr „Speed-Leasing“ fällt positiv aus, wie Sabine Pfeffer und Alexander Schmidecker betonen. Der digitale Vertrieb soll weiter ausgebaut werden.

Seit Juli 2022 gibt es eine enge Kooperation zwischen Raiffeisen-Leasing und Raiffeisen Versicherung im Bereich Mobilität. Wie fällt Ihre Bilanz aus? 
Sabine Pfeffer: Wir sind sehr zufrieden. Noch nie war es so einfach, einen Leasing-Vertrag mit Kfz-Versicherung abzuschließen. Unsere sehr erfolgreiche Kooperation besteht eigentlich schon seit zehn Jahren – ein Best-Practice-Beispiel für die Sektorarbeit, auf die wir stolz sind.
Alexander Schmidecker: Wir arbeiten schon sehr lange zusammen, aber vor einem Jahr haben wir die Geschwindigkeit erhöht – mit dem digitalen Beratertool Speed-Leasing. Wir haben die Strecke der Versicherung in die Finanzierungsstrecke aufgenommen. Das war nicht nur für uns ein ganz wichtiger Schritt, sondern auch für die Kunden und für die Raiffeisenbanken in der Betreuung ihrer Kunden, weil sie die Mobilität nicht nur finanzierungsseitig, sondern auch die Versicherung in wenigen Minuten end-to-end abwickeln können. Kunden könnten die Strecke auch selbst durchlaufen, aber die meisten schätzen eine Betreuung durch einen Berater.

Wie viele dieser Kombinationen hat man im ersten Jahr über Speed-Leasing abschließen können?
Schmidecker: Es sind mittlerweile 2.100 Verträge, das ist ein guter Schritt. Wir sehen heuer in den ersten paar Monaten, dass dieses digitale Thema unglaublich an Fahrt aufnimmt – bei den Raiffeisenbanken und in der Akzeptanz der Kunden. In wenigen Jahren wird es gar nicht mehr anders denkbar sein. Mittlerweile sind 10 Prozent der Kfz-Leasingverträge digital initiiert und davon sind etwa 40 Prozent eine Kombination aus Finanzierung und Versicherung. Das ist eine wirklich hohe Quote, denn bei analogen Abschlüssen ist der Anteil deutlich geringer. Die Einfachheit, über ein System eine Finanzierung und fünf Versicherungsarten – Haftpflicht, Kasko, Rechts-, Unfall- und Lenkerschutz – abzuschließen, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.

10 Prozent sind digital initiiert. Es gibt also noch viel Potenzial. 
Schmidecker: Ja, auf jeden Fall. Wir würden es auch sehr begrüßen, dass der Prozentsatz steigt, um unsere Kapazitäten für beratungsintensivere Themen umschichten zu können. 

Hat Speed-Leasing die Erwartungen erfüllt?
Schmidecker: Es war der richtige Weg. Digitalthemen sind ja oft begleitet von Versuch und Irrtum. Man muss den Mut haben, neue Initiativen zu setzen, auch wenn manchmal die Zeit dafür noch nicht reif ist. Rückschläge sind in der digitalen Welt Teil des Spiels und Ansporn, es noch besser oder anders zu machen. Speed-Leasing wird aber schon sehr gut akzeptiert. 

Welche Vorteile gibt es für die Raiffeisenbanken durch Speed-Leasing?
Schmidecker: Die Bankmitarbeiter haben ein großartiges Tool in der Beratung und in der Begleitung eines Kundengesprächs. Selbstverständlich erhalten die Banken für ihren Aufwand entsprechende Entlohnung, einerseits über die Leasing-Provision, aber auch die Provision der Versicherung.
Pfeffer: Das Schöne an Speed-Leasing ist auch, dass der Vertrag dann im RV-Web auch digital zur Verfügung steht. Somit braucht es nur mehr ein System für die Offertlegung und den Abschluss von Leasing und Versicherung. Es ergeben sich dadurch optimale Anknüpfungspunkte für eine weitere Kundenansprache. Man hat wirklich alles aus einer Hand, das ist für die Bankberatung ein großes Asset. 

Sabine Pfeffer im Interview
© RZ/Roland Rudolph

Wie entwickelt sich der heimische Kfz-Markt generell? Hat man sich von den Lieferengpässen wieder erholt? 
Schmidecker: Es kommen jetzt wieder mehr neue Kfz auf die Straße. Wir hatten einen unglaublichen Rückstau an Leasingverträgen, weil die Autos fehlten und die werden jetzt ausgeliefert. Das ist erfreulich. Es sollte heuer ein gutes Mobilitätsjahr werden. 
Pfeffer: Wenn man sich die heurige Entwicklung im Kfz-Versicherungsmarkt anschaut, macht uns das auch als Versicherung sehr zuversichtlich. Wir liegen heuer (1–2/24) österreichweit in der Produktion Neu-Mehrprämie bei plus 12,7 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Die Raiffeisen Versicherung ist stark im Uniqa-Konzern verankert. Welchen Vorteil haben Raiffeisenbankkunden, wenn sie eine Kfz-Versicherung bei Raiffeisen Versicherung abschließen? 
Pfeffer: Die enge Verankerung der Kunden mit Raiffeisen in der regionalen Verbundenheit und der Breitenwirksamkeit liegt auf der Hand. Wir müssen schauen, dass neben dem klassischen Finanzgeschäft in den Raiffeisenbanken auch die Versicherung wieder ihren Platz zurückerobert, den wir in der Vergangenheit schon hatten. Wir haben ein tolles Kfz-Fixpaket mit optimalen Bausteinen: in der Kfz-Haftpflichtversicherung die Berücksichtigung eines Freischadens pro Jahr in den Stufen -3 bis 3, die Verkehrssoforthilfe, wo wir 24 Stunden für unsere Kunden erreichbar sind. Die Vollkaskoversicherung ist mit geringem Selbstbehalt möglich, kein Selbstbehalt für Jugendliche bis zum 24. Lebensjahr, um nur ein paar Punkte herauszustreichen, optional ist auch Lenkerschutz und Fahrzeug-Rechtsschutz abschließbar. Nicht zu vergessen: 3 Monatsprämien gratis für Speed-Leasing-Kunden bei Abschluss einer Kfz-Versicherung.

Eine Studie des Finanz-Marketing Verbandes Österreich hat ermittelt, dass die Banken mehr Vertrauen genießen als Versicherungen. 
Pfeffer: Genau, die Bankberater genießen wirklich größtes Ansehen, Kunden reihen die Berater im Vertrauen gleich hinter dem Partner, Eltern und ihren Kindern. Von 2022 auf 2023 gab es eine weitere Steigerung um 4 Prozent. Niemand kennt den Kunden so gut wie die Bank, diesen Mehrwert können wir uns zunutze machen.

Wie hat sich das Kfz-Leasing im Vorjahr entwickelt und wie läuft das heurige Jahr an?
Schmidecker: Das Kfz-Leasing hat sich gut entwickelt. Der österreichische Leasing-Markt ist wie auch der europäische stark Kfz-lastig – etwa 70 Prozent in Österreich. Kfz-Leasing ist in Österreich keine Ausnahme, sondern die Regel – im privaten und vor allem im gewerblichen Bereich. Im gewerblichen Bereich werden sieben von zehn Fahrzeugen geleast, bei den Privaten ist es die Hälfte. Bei uns in der Raiffeisen-Leasing ist das Vorjahr sehr gut gelaufen. Geholfen hat uns hier das Thema Elektromobilität. Tesla hat den Markt verschoben und wir sind ja Partner der ersten Stunde. Jeder zweite Tesla in Österreich ist ein Raiffeisen-Leasing-Tesla. Und interessant: Bei diesen Teslas haben wir eine hundertprozentige Digitalisierung. Man kann einen Tesla nicht mit Papier kaufen oder finanzieren, sondern nur digital über Tesla Finance, der gleichen Speed-Leasing-Strecke, die der Raiffeisenbankberater hat. Tesla findet die digitale Strecke so cool, dass wir Preferred Partner in Österreich sind und auch in einigen osteuropäischen Ländern nun sehr eng zusammenarbeiten.

Jetzt drängen viele chinesische Elektroautos auf den österreichischen Markt. Gibt es hier auch exklusive Partnerschaften mit der Raiffeisen-Leasing?
Schmidecker:  Ja, die kommen auf uns zu, weil sie sehen, wie toll das mit Tesla funktioniert. Es gibt momentan sehr intensive Gespräche auch mit anderen Anbietern.

Wie gut entwickelt sich der Bereich E-Mobilität?
Schmidecker: Wir haben im Vorjahr ad hoc eine Treibhausgasreduktions-Prämie, kurz THG-Prämie, für Elektroautobesitzer herausgebracht und wir haben gemeinsam mit unserem Partner Genol über 3.000 dieser CO2-Zertifikate verkauft oder vermittelt. Wir werden die THG-Prämie 2024 in den nächsten Wochen wieder auflegen, wodurch man sich bei der Zulassung eines E-Fahrzeugs wieder hundert bis zweihundert Euro sparen kann. Keine andere Bankengruppe in Österreich hat diese THG-Prämie. Wir sind hier gemeinsam mit der RWA/Genol gut unterwegs.
Pfeffer: Die Klimafreundlichkeit ist auch uns als Versicherer ein Herzensanliegen. Wir unterstützen mit einer Aktion „Klima schützen und Prämie sparen“, wo man sich 25 Prozent der Prämie in der Kfz-Haftpflichtversicherung bei Elektroautos sparen kann. Auch die Befreiung der motorbezogenen Versicherungssteuer ist zu erwähnen.

Alexander Schmidecker im Interview
© RZ/Roland Rudolph

Raiffeisen-Leasing versucht seit geraumer Zeit die Expertise von der Elektromobilität auf Green Technology zu übertragen und etwa Solaranlagen zu finanzieren. Wie läuft dieses Geschäft?
Schmidecker: Das läuft an sich gut. Wir haben aber die Situation, dass es in den Bundesländern unterschiedliche Förderregime gibt, die sich hin und wieder mit einer Leasingstruktur nicht gut vertragen. Es gibt aber bereits rund 500 Leasingverträge für Photovoltaikanlagen, die wir im Retailbereich haben. Im Großkundenbereich ist das natürlich bereits ein Standardprodukt.

Es gibt die Absicht, die Kooperation zwischen Raiff­eisen-Leasing und Raiffeisen-Versicherung auszudehnen. Wo gibt es Möglichkeiten?
Pfeffer: Wir sind seit meiner Bestellung vor einem Jahr im engen Austausch und diesen wollen wir natürlich weiterhin sehr intensiv pflegen. Es gibt einige Ideen, die wir gemeinsam weiterentwickeln wollen. Durch meinen umfangreichen Kontakt mit den Banken erhebe ich kontinuierlich den Bedarf.  
Schmidecker: So wie die Finanzierung die Plattform für Versicherungsprodukte ist, wünschen wir uns, dass auch die Versicherung bei einem Haftpflicht- bzw. Kaskoangebot dem Kunden automatisch eine (Leasing-)Finanzierung mit anbietet. Viele haben ja möglicherweise noch gar keine Finanzierung und könnten über die Versicherung in die Raiffeisen-Familie geführt werden. Wir können hier mit der Raiff­eisen Versicherung einen guten Schritt machen. Mit Uniqa-Leasing haben wir Ähnliches vor. Das ist der nächste große Schritt in der Zusammenarbeit.

Sind auch bei der digitalen Strecke Weiterentwicklungen geplant?
Schmidecker: Ja, aktuell arbeiten wir an einer automatischen Genehmigung, das heißt, der Berater weiß am Ende der Strecke sofort, ob es finales grünes Licht gibt. Zusätzlich planen wir auf ein neues Modell der Identifikation des Kunden mit Face-ID umzustellen, damit wird es noch einfacher. 

Bei den Versicherungen war der Prozentsatz der digitalen Abschlüsse lange Zeit bei unter 5 Prozent. Ist die Zeit schon reif für mehr digitale Abschlüsse?
Pfeffer: Die Zeit ist reif, aber noch eingeschränkt: Wir stellen im Gespräch mit den Banken fest, dass Kunden zwar die Initiative setzen, einsteigen, aber dann doch noch die persönliche Endberatung in Anspruch nehmen wollen. Die Digitalisierung bietet zahlreiche Vorteile. Digitale Technologien revolutionieren das Kundenerlebnis, eröffnen Ertragspotenziale und senken Kosten. Es ist eine spannende Zeit und auf diesem Gebiet wird sich noch viel tun.

AusgabeRZ13-2024

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