Die nächste Generation im Blick

Ganz dem Thema „Jugend“ hat sich der Raiffeisenverband Steiermark bei seinem diesjährigen Verbandstag verschrieben. Stargast des Abends war EU-Jugendbotschafter und Start-up-Gründer Ali Mahlodji.

Verbandsobmann Franz Titschenbacher
Verbandsobmann Franz Titschenbacher (c) Krug

Der jungen Generation möchte Raiffeisen in den kommenden Jahren besondere Verantwortung zukommen lassen. Der Raiffeisenverband Steiermark hat daher seinen heurigen Verbandstag unter das Motto „Next Gen – Jugend. Zukunft. Genossenschaft“ gestellt und rund 250 Gäste, darunter zahlreiche Prominenz aus Politik und Wirtschaft wie Landesrat Johann Seitinger, Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair und RLB-Chef Martin Schaller, haben der Einladung von Verbandsobmann Franz Titschenbacher nach Raaba-Grambach Folge geleistet.

„Wir müssen die nächste Generation – unsere Jugend – für die Idee der Genossenschaft begeistern“, sprach Titschenbacher eine Einladung an alle jungen Menschen aus, Dinge und Ideen selbst in die Hand zu nehmen und damit vom betrachtenden Teil in den gestaltenden Teil des Lebens zu kommen. Der Österreichische Raiffeisenverband (ÖRV) habe die Initiative „Bewusst.Raiffeisen“ in Richtung Jugend weiterentwickelt. Dies sei „gelebte Zukunft“ und sollte als „Auftrag und gesellschaftspolitische Verpflichtung“ verstanden werden. 

Als Schlüssel dafür und als weiteren Schritt in Richtung gelebte Diversität im Genossenschaftsbereich nannte der Verbandsobmann den positiv-kritischen Dialog mit der Jugend im ländlichen sowie urbanen Bereich, der sich etwa im unlängst gestarteten Projekt der Schülergenossenschaften zeige. „Es darf nicht Selbstzweck, sondern es muss ein von gegenseitigem Vertrauen getragener Weg des Gemeinwohles sein“, skizzierte Titschenbacher den Weg, wie man die Idee Raiffeisens erfolgreich in die Zukunft führen könne. „Wir müssen den Jungen Türen öffnen und den Boden aufbereiten für neue Köpfe, neue Ideen und neue Impulse“, brachte es der Obmann auf den Punkt. 

Im Gespräch mit Moderatorin Verena Kicker stellten Andreas Grasser, Obmann der Schülergenossenschaft an der Försterschule Bruck/Mur, und seine Stellvertreterin Clara Glitzner ihr im Juni gegründetes neues Unternehmen vor. Dabei handelt es sich um die österreichweit erste Schülergenossenschaft, in der die Jugendlichen schon während ihrer Ausbildung Erfahrung im Genossenschaftsbereich sammeln können und gleichzeitig einem in Deutschland erfolgreichen Modell des praxisnahen Wirtschaftsunterrichtes folgen.

Revision als Vertrauensgarant

Als verlässlichen Eckpfeiler des Genossenschaftswesens nannte der seit Anfang September amtierende Verbandsdirektor Peter Weissl, Nachfolger des langjährigen Direktors Heinrich Herunter, die Genossenschaftsrevision: „Sie ist Garant für das fundamentale Vertrauen in die steirischen Genossenschaften.“ Weissl betonte auch die Rolle des Raiffeisenverbandes Steiermark als verlässlicher und kompetenter Partner in Prüfung, Bildung und Beratung, die man kürzlich um einen eigenen Consulting-Schwerpunkt erweitert hat.

Gemeinsam mit seinem neuen Stellvertreter Wolfgang Potocnik stellte Weissl seine Perspektiven für die Zukunft des Raiffeisenverbandes Steiermark vor. Ziel sei es, den Raiffeisenverband Steiermark als attraktiven Arbeitgeber sowie als modernes Prüfungs- und Beratungsunternehmen auch außerhalb des Raiffeisensektors zu positionieren. Potocnik unterstrich, dass die Rechtsform der Genossenschaft zwar ein sehr gutes Image besäße, aber generell noch zu unbekannt sei. Deshalb wolle man künftig gezielt an Schulen und Universitäten breit informieren sowie Genossenschaften am Beispiel der Schülergenossenschaften erlebbar machen. Sehr zuversichtlich sieht das neue Führungsduo zahlreichen Neugründungen von Genossenschaften entgegen, unter anderem im Bereich der erneuerbaren Energien oder als Zusammenschlüsse von Ein-Personen-Unternehmen (EPU).

Einbegleitet mit dem Lied „Don’t stop believing“ betrat der Stargast des Abends die Bühne: EU-Jugendbotschafter, Start-up-Gründer und Bestsellerautor Ali Mahlodji. Mit seinem Referat „Next Generation: Der Jugend gehört die Zukunft!“ hatte der gefragte Speaker für die anwesenden Manager auch wertvolle Tipps dabei: „Nur wer Vertrauen und Orientierung geben kann, wird die Jugend gewinnen können“, so der gebürtige Iraner, der selbst in über 40 verschiedenen Jobs Erfahrungen sammelte. Menschen etwas beizubringen, funktioniere nur über eine Vorbildwirkung. „Führungskräfte von heute müssen ständig als Coach und Begleiter auftreten und dabei die Potenziale der Mitarbeiter erkennen“, so Mahlodji. Daher brauche es neben einer starken Gemeinschaft vor allem eine große Diversität in Betrieben, um sich diesen Fähigkeiten nicht zu verschließen: „Vielfalt ist die Zukunft der Unternehmen“, ist der Jugendbotschafter überzeugt und betont: „Wenn es gelingt, die Weisheit des Alters mit der Dynamik der Jugend zu verbinden, wird das zum Erfolg von Unternehmen wesentlich beitragen.“ 

Wirtschaftliche Entwicklung 

Als verlässlicher Partner der steirischen Wirtschaft haben sich im Jahr 2020 im Bankensektor die inzwischen 48 selbständigen Raiffeisenbanken erwiesen. Mit abermals beachtlichen Steigerungen bei den Ersteinlagen auf 15,1 Mrd. und bei den Ausleihungen auf 12,2 Mrd. Euro sind die steirischen Raiffeisenbanken bei einer Gesamtbilanzsumme von 18,4 Mrd. Euro weiterhin führend in Geldangelegenheiten. Das Betriebsergebnis betrug trotz der anhaltend schwierigen Zinssituation 151 Mio. Euro oder 0,87 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, das EGT lag bei 127 Mio. Euro oder 0,73 Prozent. Trotz des Konjunktureinbruchs und großer Unsicherheiten aufgrund der Corona-Situation entwickelte sich das eigene operative Geschäft der Raiffeisenbanken stabil. An Corona-Liquiditätshilfen wurden von der Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark seit Ausbruch der Pandemie rund 800 Mio. Euro für Unternehmen und Private ermöglicht.

Der Lagerhausbereich war 2020 von der allgemeinen rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklung geprägt, die sich in einem Umsatzrückgang im Ausmaß von 0,8 Prozent niederschlug. Trotz allem konnten die steirischen Lagerhäuser im Jahr 2020 einen Umsatz in der Höhe von 770 Mio. Euro erwirtschaften. Das Ergebnis vor Steuern im Ausmaß von 17,3 Mio. Euro oder 2,2 Prozent der Betriebsleistung lag deutlich über dem Vorjahresniveau. Der Geschäftsbetrieb konnte auch während der Corona-Pandemie aufrechterhalten werden, wenn auch einzelne Standorte aufgrund behördlicher Vorgaben zwischenzeitlich geschlossen werden mussten.

Die Molkereisparte wurde im Jahr 2020 mit 539.000 Tonnen Rohmilch beliefert. Damit stieg die Anliefermenge um 2,3 Prozent gegenüber der Vorperiode. Mit nur mehr rund 3.900 Milchbauern zum Jahresende 2020 ging die Zahl der Milchlieferanten abermals um 4 Prozent zurück. Die Milchanlieferung pro Betrieb hingegen stieg weiter an und betrug bereits knapp 138.000 Kilogramm im Jahresverlauf. Die Betriebsleistung der steirischen Molkereien erhöhte sich 2020 um 1,7 Prozent auf rund 219 Mio. Euro. Das operative Ergebnis blieb jedoch im negativen Bereich.

Einen Gesamtumsatz von 18,5 Mio. Euro erwirtschafteten die 79 Biowärme- und Hackschnitzelbetriebe und versorgten dabei 5.100 Kunden mit natürlicher Wärme. Im Sinne des genossenschaftlichen Fördergedankens wurden in diesem Bereich mit einem Ergebnis vor Steuern in der Höhe von einer halben Million Euro nur die notwendigen Gewinne erwirtschaftet. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote beträgt rund 40 Prozent. Rund 13,8 Mio. Euro wurden von den Heizwerken im Vorjahr für Neu-, Aus- und Umbauten investiert. Die sonstigen Genossenschaften haben sich 2020 bis auf einzelne Ausnahmen stabil entwickelt.