Kathrein Privatbank: 100 Jahre auf dem Konto

Die Kathrein Privatbank feiert heuer ihren 100. Geburtstag. Wie aus der einstigen Universalbank die Privatbank der Raiffeisen Bank International wurde, daran hat man sich beim diesjährigen Neujahrsempfang erinnert. Der Blick in die Zukunft der Bank und der Finanzmärkte ist im Jubiläumsjahr positiv.

Kathrein Privatbank von außen
© Kathrein/Archiv

1924 hat Carl Kathrein mit viel Courage, Mut und Motivation beschlossen, eine Bank zu gründen. Er war 53 Jahre alt und das Umfeld war wirtschaftlich und sozial schwierig. Mit seiner Expertise ist es Kathrein allerdings gelungen, mit seiner Bank durch viele Krisen zu kommen. Schon im Gründungsjahr galt es eine Börsenkrise zu meistern, kurz darauf eine Währungsreform von Kronen auf Schilling und 1929 die Weltwirtschaftskrise. Selbst als im Zweiten Weltkrieg der Kassensaal in der Wipplingerstraße in der Wiener Innenstadt von einer Bombe getroffen wurde, wurde das Bankgeschäft weitergeführt. 

Im Jahr 1977 ist Raiffeisen eingestiegen und die Universalbank hat sich nunmehr auf vermögende Kunden konzentriert. Es wurde ein eigenes Asset Management gegründet, das heute noch ein Kernstück der Privatbank darstellt. Die Zeiten waren auch hier stets herausfordernd: Dotcom-Blase im Jahr 2000, die Finanzkrise 2008, Eurokrise 2010, Corona, Ukrainekrieg und ein rasanter Zinsanstiegszyklus. „100 Jahre ist nicht nur eine Ziffer, sondern ein unglaublich starkes Signal für Resilienz und Stärke, für Sicherheit und Stabilität, für Kompetenz und Erfahrung, für Performance und Erfolg und für lange und nachhaltige Partnerschaften mit unseren Kunden“, erklärt Kathrein-Vorstand Stefan Neubauer beim Neujahrsempfang im Park Hyatt Wien, zu dem mehr als 200 Gäste, darunter auch die Enkelin von Carl Kathrein, gekommen sind und der den Auftakt zu den Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr bildete. 

Carl Kathrein (hier mit seiner Familie) hat die Bank 1924 gegründet. 1977 ist Raiffeisen in das Institut eingestiegen und formte den Erfolg als Privatbank, das wurde beim Neujahrsempfang gefeiert – mit Stefan Neubauer, Magnus Brunner, Karin Kathrein, Harald Holzer und Matthias Reith.
Carl Kathrein (hier mit seiner Familie) hat die Bank 1924 gegründet. 1977 ist Raiffeisen in das Institut eingestiegen und formte den Erfolg als Privatbank, das wurde beim Neujahrsempfang gefeiert. © Kathrein/Archiv

Turbulenter Jahresrückblick

Das Jahr 2023 war ebenfalls herausfordernd, wie Neubauer betont. Politische Unruhen und Unsicherheiten hätten die Wirtschaft, Politik und die globale Gemeinschaft gefordert und auch den Kapitalmarkt. „Eigentlich ein toxischer Cocktail für die Märkte, aber sowohl die Aktien- als auch Anleihenkurse sind sehr stark gestiegen“, erinnert Neubauer. Aufgrund der Ängste habe man auch bei Edelmetallen, insbesondere Gold, eine positive Performance gesehen. Selbst bei Kryptoassets gab es eine Renaissance.

„2023 war für die Kathrein Privatbank ein wirtschaftlich extrem erfolgreiches Jahr. Auch das Asset Management ist gut gelaufen. Wir konnten große Erfolge für unsere Kunden erwirtschaften“, unterstreicht Neubauer. Dass Kathrein die beste Privatbank Österreichs ist, hat im Vorjahr das Londoner Magazin CFI ermittelt. Überschattet wurde der Erfolg von einem Betrugsfall eines langjährigen Mitarbeiters, für den man sich offen entschuldigt hat. „Die Wirtschaft und die Menschen sind unglaublich widerstandsfähig“, analysiert Neubauer weiter und sieht der Zukunft deshalb positiv entgegen: „Nicht nur, weil wir an die Wirtschaft und die Börsen glauben, sondern auch an unsere Resilienz.“ 

Marktausblick 2024

Einen Grund zum Feiern sollten heuer auch die Finanzmärkte bieten, wie Harald Holzer, Vorstandsmitglied und Chief Investment Officer der Kathrein Privatbank, in seinem Marktausblick erklärt. Holzer erwartet 2024 keine Rezession in den USA oder der Eurozone und damit einhergehend jeweils drei Zinssenkungen durch die Notenbanken. Viele Investoren erwarten bis zu sechs Zinssenkungen, dazu meinte Holzer: „Die Inflation ist zu hartnäckig und die Notenbanken werden nicht riskieren, mit zu aggressiven Zinssenkungen diese wieder anzuheizen.“ Interessant sei, dass man in der zweiten Jahreshälfte von stärkeren Zinssenkungen in Europa als in den USA ausgeht. Die Kathrein Privatbank erwartet ein Zinsumfeld wie in der Zeitperiode 1999 bis 2008, das würde bedeuten, die Inflation pendelt sich Ende 2024 bei rund 2,5 Prozent ein. Der reale Leitzins sollte 1,4 Prozent sein (wie in Periode 1999–2008), der Leitzins in der Eurozone würde damit 3,9 Prozent betragen und die Rendite der 10-jährigen Deutschen Bundesanleihe würde bei 5,0 Prozent liegen.

Für die Aktienmärkte rechnet Holzer aufgrund der derzeitigen Daten mit einer positiven Performance, vielleicht sogar im zweistelligen Bereich. Der Bullenmarkt werde sich also 2024 fortsetzen, wobei sich das politische und wirtschaftliche Umfeld natürlich rasch ändern könne. Bei den Anleihenrenditen zeigen die jetzigen Prognosen einen Anstieg bis zum Jahresende, damit sollten auch positive Realrenditen verbunden sein.

Wesentlicher Treiber der Aktienmärkte dürften nicht mehr die FATMAANN-Titel sein, ein Akronym für Meta (ehemals Facebook), Apple, Tesla, Microsoft, Alphabet, Amazon, Netflix und Nvidia zusammen, die 2023 großteils für die gute Performance des US-Aktienmarktes verantwortlich waren. „Schon die Jahresendrallye hat einen Aufschwung der Märkte auf breiterer Ebene gezeigt“, erklärt Holzer. „Die derzeitigen Prognosen gehen davon aus, dass die Mega-Caps insgesamt 2024 zu den Underperformern zählen werden. Man darf aber deren Wirkung nicht unterschätzen, der Marktwert von Microsoft allein ist so groß wie der gesamte Börsenwert Großbritanniens.“

Bis auf den letzten Platz war der Grand Salon im Park Hyatt bei der Jahresauftaktveranstaltung gefüllt.
Bis auf den letzten Platz war der Grand Salon im Park Hyatt bei der Jahresauftaktveranstaltung gefüllt. © Kathrein/Klimpt

Börsen mit Potenzial

Historisch betrachtet seien die Märkte in einem sehr vorteilhaften Umfeld, so Holzer: Zwischen letzter Zinsanhebung und erster Zinssenkung stieg der S&P durchschnittlich annualisiert um 21,36 Prozent. Die letzte Zinsanhebung war am 26. Juli 2023 in den USA, seither hat der S&P 500 bereits um 12,6 Prozent zugelegt. Das bedeutet, es ist theoretisch noch weiteres Aufwärtspotenzial vorhanden. Für eine positive Performance spricht auch die Einordnung im Bullenmarktzyklus. Beginn des Bullenmarktes war im März 2020, die durchschnittliche Dauer eines Bullenmarktes ist historisch gesehen 64 Monate, das KGV am Beginn lag in der Vergangenheit bei durchschnittlich 14,3, am Ende eines Zyklus dann bei 21,3. Harald Holzer erklärte: „Ende 2023 lag das KGV im S&P 500 bei 18,2, das heißt, es gäbe noch 17 Prozent Potenzial nach oben.“ Positiv zu vermerken seien auch die Gewinnerwartungen der Analysten, die 2024 mit einem Gewinnwachstum der Unternehmen von 4,5 Prozent rechnen.

Risiken für 2024 

„Die Risiken für die Kapitalmärkte sind 2024 allerdings nicht weniger geworden, dazu kommt, dass in diesem Jahr mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählen geht“, erläutert Holzer. Die anstehenden Wahlen in den USA, im Vereinigten Königreich und Indien stellten bedeutende politische Ereignisse dar, deren Ausgang erhebliche Auswirkungen auf die Marktdynamik haben könnte. Ebenso bleibe China ein Fragezeichen in Bezug auf seine wirtschaftliche Entwicklung. Der anhaltende Konflikt in Israel und Gaza könnte Auswirkung auf den Ölpreis und die Welthandelsrouten haben. Für den Krieg in der Ukraine zeichne sich auch kein Ende ab. „In diesem komplexen Umfeld sind eine wiederauflebende Inflation und erhöhte Volatilität nicht auszuschließen. Eine sorgfältige Analyse und strategische Herangehensweise wird entscheidend sein, um sich den Herausforderungen des Jahres 2024 erfolgreich zu stellen“, so der CIO. 

Immobilien im Fokus

Einen preislichen Wetterumschwung, aber keinen Wettersturz, erwartet Matthias Reith von Raiffeisen Research für den heimischen Immobilienmarkt: „Der zinsseitige Gegenwind ist weiterhin groß, das spricht für weitere Rückgänge.“ Im Jahr 2023 sind die Immobilienpreise in Österreich um 2 Prozent zurückgegangen. Der Markt befinde sich weiterhin in einer Findungsphase, so Reith, der aber überzeugt ist, dass Angebot und Nachfrage wieder zueinander finden werden, allerdings auf einem billigeren Niveau. Man werde sich von der „Unleistbarkeit“ von Immobilien etwas wegbewegen.

„Der Großteil der Korrektur steht uns noch bevor“, erklärt der Analyst und rechnet mit einem nominalen Preisrückgang am österreichischen Immobilienmarkt von 10 Prozent. Aber auch nach der Korrektur werde Wohneigentum teurer sein als vor Corona. Dass es zu Veräußerungen von Wohnimmobilien aufgrund fehlender Leistbarkeit kommt, das erwartet Reith nicht: „Diese erzwungene Angebotsausweitung wäre notwendig, um die Preise in einen Sturzflug zu schicken.“ Der Experte erinnert daran, dass der Steigflug der Immobilienpreise in Österreich seit 2005 der „dienstälteste Immobilienzyklus“ in Europa ist, aber „nur weil er hoch gestiegen ist, muss er nicht tief fallen“. 

Stefan Neubauer, Magnus Brunner, Karin Kathrein, Harald Holzer und Matthias Reith.
Stefan Neubauer, Magnus Brunner, Karin Kathrein, Harald Holzer und Matthias Reith. © Kathrein/Klimpt

Erste Gratulanten

Erster Gratulant zum 100. Geburtstag war Finanzminister Magnus Brunner. Er nutzte die Gelegenheit auch, um über budgetäre Nachhaltigkeit zu sprechen und die Schwierigkeiten einer auf Jahre ausgelegten Budgeterstellung mit zukunftsweisenden Investitionen. Als Meilenstein seiner Amtsperiode nennt Brunner die Abschaffung der kalten Progression und den nach sieben Jahren wieder erfolgreich verhandelten Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Offene Baustellen sieht der Finanzminister jedoch bei Maßnahmen zur Unterstützung des Kapitalmarkts. Die im Regierungsprogramm 2020 festgeschriebene KESt-Befreiung für ökologische Investments wurde nicht umgesetzt. Für die Abschaffung der Kapitalertragsteuer unter bestimmten Voraussetzungen will sich der Finanzminister bis zu seinem letzten Arbeitstag stark machen.

„Österreicher sind extrem risikoavers, nur bei den variablen Krediten sind wir voran. Vorsorgen ist wichtig und würde den Kapitalmarkt stärken“, betont Brunner und schlägt ein „Vorsorgedepot“ mit einer Behaltefrist von zehn Jahren vor, um Kursgewinne steuerfrei zu lukrieren. Bei Vorliegen eines Vorsorgegrundes, wie etwa dem Pensionsantritt, könnten Kursgewinne auch früher steuerfrei entnommen werden. Das im Finanzministerium erarbeitete Modell sei nicht nur für Vermögende von Interesse, versichert Brunner.