„Es braucht keine Kurskorrektur“

Die vergangenen zwei Jahre sind für Raiffeisen Salzburg trotz vieler Herausforderungen gut gelaufen. RVS-Geschäftsleiter Manfred Quehenberger verantwortet den Bereich Privat- und Geschäftskunden und sieht die Strategie bestätigt.

Manfred Quehenberger beim Interview
(c) RVS/Waltraud Dorn

Mitten in der Corona-Pandemie sind Sie in die Geschäftsleitung des Raiffeisenverbandes Salzburg (RVS) gekommen. Wie war Ihr Start?
Manfred Quehenberger: Der Start war sehr herausfordernd. Es hat uns völlig unvorbereitet erwischt, aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und uns gut angepasst.

Sie sind vermutlich mit einem Plan in die neue Funktion gewechselt. Hat die Pandemie daran etwas geändert?
Quehenberger: An meinen langfristigen Zielen hat sich nichts verändert. Die Qualität in der Beratung ist unser USP. Wir wollen die Qualitätsführerschaft, das ist auch die einzige Möglichkeit, wie wir uns vom Mitbewerb nachhaltig absetzen können. Das zweite große Ziel ist die Digitalisierung. Da hat uns die Pandemie geholfen, weil aus der Not heraus viel mehr Dynamik gefragt war.

Wie stark wird das Onlineangebot von Raiffeisen Salzburg bereits genutzt? 
Quehenberger: Im Vorjahr haben wir an die 20.000 digitale Unterschriften eingeholt. Wir rechnen damit, dass bald an die 90 Prozent der Unterschriften digital erfolgen werden. Mittlerweile nutzen auch zwei Drittel unserer Kunden Electronic Banking und der Trend wird stärker. Für uns als Genossenschaftsbank ist aber auch unser stationärer Vertrieb sehr wichtig. Es gibt auch Menschen, die keinen Computer und kein Smartphone haben.

Steigerungen und Zuwächse

Wie hat sich das Geschäft in den vergangenen zwei Jahren generell entwickelt? 
Quehenberger: Das Geschäft hat sich sehr gut entwickelt. Bei den Provisionserträgen hatten wir Steigerungsraten von über 10 Prozent; im Wertpapiergeschäft waren es 13 Prozent. Mit unserem guten Wachstum können wir die sinkenden Margen im Zinsgeschäft sehr gut kompensieren. 

Jetzt war die Pandemie weitgehend überstanden. Dann der nächste harte Schlag mit dem Krieg in der Ukraine. Gibt es dadurch bereits Auswirkungen auf Ihre Geschäftsbereiche?
Quehenberger: So unmittelbar kann man die Auswirkungen noch nicht feststellen. Was wir aber schon sehen und das ist bei jeder Krise so, die Leute suchen sichere Veranlagungen und das sind Immobilien und Rohstoffe, vor allem Investments in Richtung Gold. Die Nachfrage ist hier wieder gestiegen.

Momentan sagen viele Ökonomen, dass das Wirtschaftswachstum gebremst wird, aber derzeit keine Rezession droht. Wie geht es Ihren Geschäftskunden? 
Quehenberger: Die Auftragslage ist sehr gut. Die Bücher sind voll. Eine Herausforderung sind aber die Lieferverzögerungen, die unsere Geschäftskunden treffen. Das spürt man bereits, aber es ist noch nicht existenziell. Das zweite Thema sind die Preissteigerungen und ob diese an ihre Kunden weitergegeben werden können. Bei Neuinvestitionen gibt es ein Zuwarten. Man merkt eine gewisse Vorsicht seitens unserer Kunden.

Wenn der Tourismus läuft, geht es auch den Betrieben gut.

Manfred Quehenberger

Salzburg ist stark vom Tourismus abhängig. Wie war die diesjährige Wintersaison?
Quehenberger: Die diesjährige Wintersaison war überraschend gut. Wir hatten einen schwierigen Dezember und Jänner, aber Februar und März waren sehr gut. Da wurden die meisten Ziele übertroffen. Und auch die Buchungszahlen für den Sommer sehen sehr gut aus. Wenn der Tourismus läuft, geht es auch den Salzburger Betrieben gut.

Gerade für den Tourismus war die Pandemie eine harte Zeit mit Lockdowns und Reisebeschränkungen. Wie sind die Betriebe durch die Krise gekommen?
Quehenberger: Die Betriebe sind grundsätzlich gut durch diese Krise gekommen, das war natürlich der staatlichen Unterstützung geschuldet. Durch das schnelle Agieren und die umfassenden Unterstützungen hat es wirtschaftlich überhaupt keine Probleme gegeben.

Merken Sie jetzt, da die staatlichen Unterstützungen wieder zurückgefahren werden, dass mehr Betriebe in Not geraten?
Quehenberger: Bis dato können wir das nicht feststellen.

Die Leitzinsen dürften heuer steigen. Welche Auswirkungen hätten höhere Zinsen?
Quehenberger: Bei Geschäftskunden haben Zinssteigerung immer Auswirkungen, weil die Belastung natürlich steigt. Wobei ich der Meinung bin, einen zu starken Zinsanstieg wird es nicht geben, weil sich vor allem die Staaten in Pandemiezeiten nochmals neu verschuldet haben. Es wäre für die Staaten eine Riesenherausforderung, einen zu starken Zinsanstieg zu bewältigen. Grundsätzlich kalkulieren wir bei jeder Finanzierung auch mit einem steigenden Zins und dementsprechend sehe ich hier nicht die große Herausforderung für unsere Kunden, wenn die Zinsen ein oder eineinhalb Prozent steigen würden. Das könnten unsere Betriebe sehr gut bewältigen.

Finanzierungen und Spareinlagen sind gewachsen

Wie haben sich die Finanzierungen im Vorjahr entwickelt?
Quehenberger: Im Geschäftskundenbereich sind wir im Vorjahr um 5,1 Prozent gewachsen.

Wechseln wir zu den Privatkunden: Wie intensiv wurde in Salzburg in Pandemiezeiten gespart?
Quehenberger: Die Spareinlagen sind in den vergangenen zwei Jahren um 7,4 Prozent gewachsen. Bei alternativen Veranlagungsformen wie Wertpapiere haben wir ein noch stärkeres Wachstum gehabt. Der Trend in Richtung Wertpapierveranlagung und in Richtung Immobilien wurde durch die Krise verstärkt.

Sie verantworten auch das Private Banking. 
Quehenberger: Auch dort war die Entwicklung sehr erfreulich. In den letzten fünf Jahren haben wir unser Gesamtvolumen im Private Banking um ein Drittel gesteigert. Das Wertpapiervolumen sogar noch mehr. Es ist uns wirklich sehr gut gelungen, unsere Bestandskunden noch viel stärker in das Wertpapiergeschäft zu bekommen. Und es gelingt uns auch sehr gut, Neukunden zu gewinnen.

Wie? 
Quehenberger: Durch Beratungsqualität. Wir haben uns über die Jahre einen sehr guten Namen gemacht. Wir stellen uns auch regelmäßig dem Elite-Report des deutschen Handelsblattes und sind vielfach „Summa cum laude“ ausgezeichnet worden. Kunden reflektieren auf solche Bewertungen. 

Mit welchen Erwartungen sind Sie ins heurige Jahr gestartet und hat sich daran mit dem 24. Februar etwas geändert? 
Quehenberger: Die Pläne waren sehr ehrgeizig und offen gesagt haben wir mit dieser Eskalation in der Ukraine und mit Russland nicht gerechnet. Grundsätzlich muss man zuwarten, wie sich alles weiter entwickelt. Wie eingangs gesagt, der Sommer sieht im Tourismus sehr gut aus, das ist wichtig. Eine zentrale Aufgabe für uns ist, aktiv auf unsere Kunden zuzugehen und sie in die Veranlagung zu bringen. In Zeiten hoher Inflation ist es umso wichtiger, dass Kunden die Gelder nicht auf dem Konto liegen lassen. Der gesamtheitliche Beratungsansatz ist für uns weiterhin wichtig, da braucht es keine Kurskorrektur.