Kultur für alle Sinne

Die Alte Reitschule in Grafenegg wird zum Rudolf Buchbinder Saal umgebaut.

Mit einem Modell des Siegerprojektes: Schlossherrin Isabelle Metternich-Sándor, Jury-Vorsitzender des Architekturwettbewerbes Ernst Fuchs, Grafenegg-Geschäftsführer Philipp Stein, Rudolf Buchbinder, Johanna Mikl-Leitner, Ernst Maurer und Erwin Hameseder.
Mit einem Modell des Siegerprojektes: Schlossherrin Isabelle Metternich-Sándor, Jury-Vorsitzender des Architekturwettbewerbes Ernst Fuchs, Grafenegg-Geschäftsführer Philipp Stein, Rudolf Buchbinder, Johanna Mikl-Leitner, Ernst Maurer und Erwin Hameseder. © Raiffeisen-Holding NÖ-Wien

Dem niederösterreichischen Kultur- und Musikstandort Grafenegg steht eine umfassende Renovierung bevor: Die historische Reitschule am Festival-Standort wird zum Rudolf Buchbinder Saal weiterentwickelt. 15 Millionen Euro werden in das Siegerprojekt der Architekten Maurer & Partner investiert. Nach der Festivalsaison 2024 ist der Baubeginn geplant, im Sommer 2026 soll der neue Konzertsaal, der dem langjährigen künstlerischen Leiter von Grafenegg gewidmet ist, eröffnet werden. 

„Ein Meilenstein für Grafenegg, für die gesamte Region und für unseren Weg, das Profil Niederösterreichs als Kulturland weiter zu stärken“, so kommentierte NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die Sanierung der Reitschule dieser Tage anlässlich der Präsentation des Entwurfes für den Buchbinder-Saal. Grafenegg sei „eine internationale Visitenkarte Niederösterreichs in die Welt hinaus“, zeigte sie sich überzeugt: „Mit diesem Projekt schaffen wir die Grundlage, dass Kunst und Kultur hier auch in Zukunft auf höchstem Niveau stattfinden können.“

Rudolf Buchbinder sieht in dem neuen Saal „eine ideale Ergänzung und Vervollständigung“ von Grafenegg. Der Multifunktionssaal öffne neben dem großen Auditorium und der Freilichtbühne, dem Wolkenturm, nun noch den Raum für „die kleinen Formen“ und schaffe auch einen Rahmen für Experimente des Grafenegg-Campus, was ihm, Buchbinder, sehr am Herzen liege, denn: „Man lernt nur auf der Bühne“. Dass der Saal nach ihm benannt wird, erfülle ihn mit „Demut und Freude“, sagte er: „Es rührt mich zutiefst, dass so etwas bereits zu Lebzeiten geschieht, das ist ein unglaubliches Glück“.

Symbiose aus Wirtschaft und Kultur

Seit dem Jahr 2006 ist Raiffeisen Generalsponsor von Grafenegg. Generalanwalt Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, liege die „Weiterentwicklung des Landes und Unterstützung der Bevölkerung daher am Herzen“. Wirtschaft und Kultur bedingen einander und bilden eine Symbiose, so Hameseder, der sich stolz zeigte, von Beginn an bei der Entwicklung von Grafenegg dabei gewesen zu sein: „Grafenegg ist zu einem Kultur-Hotspot in Europa geworden.“ Hier werde Wertschöpfung betrieben und Niederösterreich vernetze sich mit der internationalen Welt. „Genau das bringt uns weiter“, ist der Generalanwalt überzeugt.

Mit dem Entwurf, der als Siegerprojekt eines zweistufigen, EU-offenen Wettbewerbs mit insgesamt 26 Einreichungen hervorgegangen ist, erfahre die historische Reitschule „eine Neuinterpretation“, wie Architekt Ernst Maurer, selbst Niederösterreicher, erläuterte. Der Kammermusiksaal werde in den ersten Stock gehoben und auf den neuesten technischen Stand gebracht. Der bestehende, ebenerdige Saal werde durch Verbindungstüren stärker mit dem Auditorium und dem Park verbunden und damit dem Publikum als erweitertes Foyer zugänglich sein. Großzügige Fensterflächen sollen „das Zusammenwirken von Park, Schloss und Wolkenturm“ ermöglichen. 

Europäischer Musik-Hotspot

Kulturelle Veranstaltungen auf dem Schlossareal Grafenegg gibt es seit 1971. Mit der Gründung des Grafenegg Festivals 2007 unter der Leitung von Rudolf Buchbinder ist Grafenegg in die Liga der großen Musik-Hotspots in Europa aufgestiegen. Austragungsorte sind dabei die Open-Air-Bühne Wolkenturm und der Konzertsaal Auditorium. Als dritte Spielstätte kommt der ehemaligen Reitschule große Bedeutung zu. Dort, wo früher Pferde trabten, finden heute Konzerteinführungen, Kammermusik-Konzerte oder Late Night Sessions statt. Errichtet wurde der Gebäudekomplex 1841 bis 1845, als maßgeblicher Planer wird Leopold Ernst genannt. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, erhielt die Reitschule 1978 ihr heutiges Aussehen. 

Das Projekt kann durch individuelle Spenden, wie zum Beispiel durch den Kauf eines Klangbausteins oder die Übernahme einer Baumpatenschaft in Grafenegg unterstützt werden.