Dass der Badener AC der älteste Tischtennis-Verein Europas ist, wusste Andreas Meixner schon lange. Als sich aber im Oktober dieses Jahres der 100. Geburtstag des Vereins näherte, wollte es der Obmann genau wissen und startete eine penible Recherche, ob es überhaupt auf dem Planeten einen Klub gibt, der heute noch aktiv ist und auf eine derart lange Tradition zurückblicken kann. „Wir haben in allen Teilen der Welt gefahndet und auch den Weltverband ITTF mit ins Boot geholt“, erzählt der 53-Jährige. „Jetzt ist klar und ganz offiziell bestätigt: Wir sind der älteste Tischtennis-Verein der Welt.“
Dementsprechend bewegt und bewegend ist die Geschichte des Athletik Sportclubs, dessen genaues Gründungsdatum der 9. Oktober 1924 ist. Schnell gelang es damals, sich in der rasant an Popularität gewinnenden Sportart einen Namen zu machen, die nicht, wie viele glauben, aus Asien nach Österreich kam, sondern aus Großbritannien. Aus heutiger Sicht unglaublich: Zweimal richtete man sogar die Weltmeisterschaften in Baden aus, sodass 1933 und 1937 die ganze Tischtennis-Welt nach Niederösterreich blickte.
Posthume Weltmeisterinnen
Dementsprechend erfolgreich waren auch die Spieler des Badener AC, wobei sich vor allem zwei Namen glorreich hervortun: Trude Pritzi und Erwin Kohn. Erstgenannte stand bei der zweiten Heim-WM im Finale und traf dort auf die US-Amerikanerin Ruth Aarons. Weil das Spiel auf Messers Schneide stand, dauerte es länger, als es die damaligen Regeln vorsahen, sodass beide Spielerinnen tatsächlich disqualifiziert wurden. Weil der Weltverband diese Ungerechtigkeit viele Jahre später einsah, wurden beide 2001 posthum als Weltmeisterinnen anerkannt.
Erwin Kohn wurde 1936 Mannschaftsweltmeister und holte auch im Einzel insgesamt drei Medaillen, wanderte ein Jahr später aber nach Argentinien aus, weil er die politischen Unruhen, die das Land in den kommenden Jahren durchrütteln sollten, vorausahnte. „Diese beiden Heroen sind nicht nur für Baden, sondern für das gesamte Tischtennis in Österreich zwei herausragende Figuren“, sagt Meixner. „Es sollte ja bis 2003 dauern, bis es mit Werner Schlager wieder einen rot-weiß-roten Titelträger gab.“ Fast schon logisch, dass der Klub in dieser Zeit auch Mannschafts-Staatsmeister wurde und zu den erfolgreichsten Vereinen des Landes zählte.
Bewegte Geschichte
Selbst in den Kriegsjahren stellte der Badener AC nie seinen Spielbetrieb ein, richtete Turniere aus und gehörte 1945 zu jenen 17 Vereinen, die bei der Neugründung des österreichischen Tischtennis-Verbandes mit an Bord waren. So war man Teil des Tischtennis-Booms der 50er-Jahre und natürlich mit von der Partie, als Anfang der 1960er-Jahre die Staatsliga gegründet wurde. Und konnte 1967 sogar die Bronzemedaille im Nancy Evans Cup (Messestädtecup) erringen, ein großer internationaler Erfolg. Der letzte ganz große Sieg wurde knapp 30 Jahre später gefeiert, als sich der AC – als erster österreichischer Verein überhaupt – Europacupsieger nennen durfte, da man 1995 den Intercup gewann.
Danach wurde es ruhiger um den BAC, es gestaltete sich immer schwieriger, sich gegen die finanzkräftige Konkurrenz aus den Ballungsräumen zu behaupten. 2005 übernahm Andreas Meixner als damals Jüngster des Landes die Obmannschaft, die auch sein Vater bereits in den 70er-Jahren innehatte. „Er hat mir eigentlich davon abgeraten, da er wusste, dass die Aufgabe auch sehr undankbar sein kann“, sagt der Unternehmer. Abhalten ließ er sich trotzdem nicht, er hatte aber eine Bedingung: „Ich habe gesagt: Ich mache es, aber nur, wenn ich mir selbst mein Team zusammenstellen kann.“ Ein Vorhaben, das in zweiter Abstimmung letztlich auch durchgewunken wurde.
Anhaltendes Wachstum
Es war der Startschuss zu einem Wachstum, das bis heute anhält. Zehn Jahre später stellte der Badener AC wieder eine Bundesliga-Mannschaft bei den Herren, die seitdem auf höchstem Level mit dabei ist und neben der Bronzemedaille bei der Staatsmeisterschaft 2016 auch zwei dritte Plätze im Cup-Bewerb einheimste (2023 und 2024). Dabei ist Meixner nicht nur Obmann, sondern auch Coach der ersten Mannschaft und als solcher für Taktik und Aufstellung zuständig. „Eine Mammutaufgabe! Aber ich hoffe, dass es ein paar junge Kräfte gibt, die in Zukunft immer mehr in die Aufgabe hineinwachsen und Verantwortung übernehmen.“
Seit 2020 gehört auch die Raiffeisenbank Region Baden zu den Sponsoren, eine Partnerschaft, von der Meixner hofft, dass sie in den kommenden Jahren noch intensiviert wird. „Wir führen diesbezüglich seit einiger Zeit Gespräche“, erzählt er. Schließlich ist der Aufwand, den man bei insgesamt zehn Herren-Mannschaften und einem weiteren Bundesliga-Team bei den Damen zu betreiben hat, ein riesiger. Von den vielen Nachwuchs-Talenten, die es mittlerweile gibt, ganz zu schweigen.
Mission Klassenerhalt
Eigentlich wäre das Ziel gewesen, in der aktuellen Jubiläums-Saison mit dem Herren-Team die Top 4 anzugreifen. Doch Verletzungen und Probleme mit Einbürgerungen sorgen dafür, dass man derzeit nur mit einem Rumpf-Team agieren kann. So gingen von den ersten sechs Spielen vier verloren, immerhin zwei Remis wurden erreicht. „Ich bin für die Rückrunde optimistisch, dass es bergauf geht“, sagt Meixner. „Aber jetzt lautet die Zielsetzung erst einmal, die Klasse zu halten.“
Denn auch er weiß: Tradition verpflichtet. Und so lautet das langfristige Ziel der Badener: „Wir möchten uns oben etablieren und im besten Fall dort mit einem Eigenbauspieler agieren. Wobei wir wissen, dass die Luft auf dieser Höhe schon sehr dünn ist. Aber die Fans nehmen das an und unterstützen uns großartig. Würden wir mit drei chinesischen Legionären spielen, wäre das schon schwieriger.“
Und das Renommee, auf allerhöchstem Level zu agieren, ist für den ältesten Klub der Welt schließlich auch ein entscheidendes Argument, den eingeschlagenen Erfolgsweg weiter fortzusetzen.