„Die Gemengelage ist eine toxische, aber in der Veranlagung war 2024 nicht negativ“, gab Wilhelm Celeda, Vorstandsvorsitzender der Kathrein Privatbank, beim Neujahrsempfang im Palais Ferstl einen kurzen Rückblick. Im Vorjahr konnte man selbst mit reinen Anleihen-Investments die Inflation schlagen, mit Aktien lief es bekanntlich noch besser und auch Gold und Kryptoassets erreichten neue Allzeithochs.
„Wir sind auch für heuer optimistisch, aber verhaltener, weil Aktien schon hoch bewertet sind“, erklärt Celeda. Der grundlegende Optimismus auf den Kapitalmärkten könne allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Österreich und Europa vor großen Herausforderungen stehen, um nicht vom Vorzugsschüler zum Nachzügler zu werden, so Celeda. Auch die Klimakrise schreite voran und die geopolitische Unsicherheit nehme zu. Österreich drohe ein drittes Jahr mit Minuswachstum.
Vielfältige Gründe
Um die aktuelle Wirtschaftslage zu analysieren, holte man Gabriel Felbermayr, Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo und der „Trend-Mann“ des Jahres, als Keynote-Speaker, der gleich zu Beginn sagt: „Es ist kein gutes Zeichen, dass diesmal kein Manager diesen Titel bekommen hat.“ Die Gründe für die schwächelnde europäische und österreichische Wirtschaft sind vielfältig. Felbermayr sieht das Ende der Globalisierung und die Demografie als Gründe, dass man sich in den nächsten Jahren auf niedrigere Wachstumsraten einstellen wird müssen. Die USA ziehen etwa beim verfügbaren Einkommen Europa davon, aber wie der Wifo-Chef betont: „In den BIP-Zahlen liegt nicht die ganze Wahrheit. Wenn wir Wohlstand nicht nur am BIP messen, dann wird Europa wieder attraktiver.“ Attraktivitätsfaktoren wie Lebensqualität sollte man stärker für Wachstum nutzen. Das würde nicht nur Finanzkapital anziehen, sondern auch Humankapital.
Für Österreich empfiehlt Felbermayr Folgendes: „Es braucht eine Wirtschaftswende, die das Wachstum wieder in den Mittelpunkt stellt.“ In Zeiten der Budgetkonsolidierung keine einfache Aufgabe, denn jede Milliarde, die gespart wird, drücke auf die Konjunktur. „Wir dürfen vor lauter Sparen auch nicht auf die Zukunft vergessen. Investitionen in die Zukunft – also Infrastruktur, Innovation und Bildung – müssen passieren.“ Österreich zählt zu den 15 reichsten Ländern der Welt und sollte auch beim Humankapital zu den Top 15 gehören.
Gemäßigte Zollpolitik
Wie die Märkte auf die mögliche disruptive Wirkung der von US-Präsident Donald Trump geforderten Importzölle reagieren, das beleuchtete Kathrein-Vorstandsmitglied Harald Holzer in seinem Marktausblick für 2025. Wie in den 1930er-Jahren würde eine Einrichtung von Zöllen in den USA zu einem Schaden des Welthandels führen. Durch das damalige Smoot-Howley-Zollgesetz ist der Welthandel von 1929 bis 1934 um 66 Prozent eingebrochen. Die Wiederholung eines derartigen Szenarios wäre Gift für die globalen Aktienmärkte, aber Holzer beruhigt: „Wir glauben nicht, dass es so weit kommt. Unserer Einschätzung nach werden die Zölle eher gemäßigt ausfallen, da Trump eine schrumpfende Wirtschaft nicht gutheißen würde und die Notenbanken im Falle einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums mit expansiver Geldpolitik gegensteuern würden.“ Holzer hält dabei auch fest, dass sich der Welthandel derzeit auf einem absoluten Hoch befindet und das trotz „Nearshoring“, also der Verlagerung der Produktion ins Ausland.
Aktienmärkte unterstützt
Trotz der Zolldrohungen Trumps und geopolitischer Risiken einer einseitigen „America first“-Strategie bleibt Kathrein für die Aktienmärkte vorerst optimistisch. Trumps Politik der Steuersenkungen und Deregulierung dürfte US-Aktienmärkte stützen. Die Märkte gehen auch von weiteren Zinssenkungen aus, die Aktien unterstützen sollten. Anleihen bieten 2025 hingegen wenig Potenzial für Kursgewinne, so Holzer.
Kathrein-Stiftungspreis
Der feierliche Rahmen im Palais Ferstl wurde auch für die Vergabe des Kathrein-Stiftungspreises genutzt. Seit mittlerweile 20 Jahren werden dabei Arbeiten zum Stiftungsrecht gefördert. Veronika Kubasta überzeugte heuer die Jury und erhielt den Stiftungspreis, gestaltet von Onka Allmayer-Beck. Philipp Weinmann erhielt den Anerkennungspreis.